Der Tarmed ist nicht mehr zu stoppen

12.08.2003

Uhr Lesedauer: 5 Minuten


12.08.2003, Trotz der immer noch anhaltenden heftigen Kritik am neuen Arzttarif Tarmed wird dieser auf das Jahr 2004 flächendeckend eingeführt.


Davon ist Thomas Marbet, Geschäftsführer von Tarmed Suisse, überzeugt.

Ab 1. Januar 2004 sollen die im sozialen Krankenversicherungsgesetz (KVG) enthaltenen medizinischen Verrichtungen - die ambulanten Behandlungen in den Arztpraxen und in den Spitälern - unter das neue Tarifsystem Tarmed 1.1 fallen. Die Unfall-, Invaliden- und Militärversicherer unterliegen bereits diesem neuen Einzelleistungstarif. Dass bezüglich des Tarmeds in den Medien auschliesslich von Kritik der Gegner und Auseinandersetzungen zwischen Leistungserbringer und Kostenträger die Rede ist, geht dem Oltner Thomas Marbet, Geschäftsführer von Tarmed Suisse, gegen den Strich. Er betont, dass die Vorteile die (noch) vorhandenen Nachteile klar überwiegen würden. «Das neue System ersetzt zahlreiche unterschiedliche regionale Arzttarife sowie einen Spitalleistungskatalog, der nicht mehr aktuell ist», nennt er zwei der grossen Vorteile, welche Tarmed mit sich bringt.

«Tarmed bietet die einmalige Chance, alle medizinischen Verrichtungen in der Schweiz über einen Kamm zu scheren», fährt der Oltner Ökonom fort. Damit werde die Transparenz im Schweizer Gesundheitswesen wesentlich verbessert. Marbet: «Medizinische Leistungen in Genf, Herisau und Chiasso werden vergleichbar und dem Wildwuchs von unterschiedlichen Tarifen wird ein Ende bereitet.»

Intellektuelle Arztleistung aufgewertet

Das Tarmed-Buch wiegt 3,7 Kilogramm und führt 4500 ärztliche Leistungen auf, wovon jede mit einer Taxpunktzahl bewertet wird. «Dabei wollte man die intellektuelle Leistung des Arztes bewusst gegenüber der technisch-apparativen Leistung etwas aufwerten», erklärt Marbet. Dass dieser Tarifsplit nicht nur Freunde finden würde, war zu erwarten. Insbesondere die in der Vereinigung der invasiv und operativ tätigen Ärzteschaft (FMS) zusammengeschlossenen Chirurgen, Orthopäden etc. wehren sich gegen das neue Tarifsystem, da sie durch die Schlechterstellung der technisch-apparativen Leistungen direkt betroffen sind. Sie kritisieren, Tarmed schiesse bei der Nivellierung der Arzthonorare weit über das Ziel hinaus. Orthopäden müssten Umsatzeinbussen von bis zu 50 Prozent hinnehmen, wird prognostiziert. Und weiter, dass in vielen Spitälern Leistungen, die nicht mehr kostendeckend erbracht werden können, nicht mehr durchgeführt werden.

Verteilungskämpfe

«Es handelt sich hierbei um Verteilungskämpfe», sagt Marbet. Mit dem Tarmed werde eine gewisse Umverteilung vorgenommen, die von jenen, die dabei schlechter abschneiden als bisher, verständlicherweise nicht bejubelt werde. Aber: «Die politische Vorgabe ist klar. Die ganze Einführung des Tarmed muss kostenneutral über die Bühne gehen. Somit können wir nicht einzelne Leistungen aufwerten, ohne andere etwas schlechter zu stellen.» Die Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte (FMH) habe in einer Urabstimmung im letzten Jahr den Tarmed-Rahmenvertrag im vollen Wissen um eine gewisse Nivellierung der Ärzteeinkommen deutlich angenommen. «Einzig einige Fachgesellschaften stellen sich jetzt quer», so Marbet.

Ein happiger Vorwurf der FMS besteht darin, dass «unsinnige» Bestimmungen im Tarmed gar die Patientensicherheit gefährden. Insbesondere wird die ungenügende Berücksichtigung von Assistenzen vorgebracht. Dazu bemerkt Marbet, dass auch Mediziner in den Kommissionen, die den Tarmed ausgearbeitet haben, vertreten waren. Trotzdem: «Bei der laufenden Überarbeitung des Tarmed sind diesbezüglich Verbesserungen vorgesehen. Zusätzliche Assistenzen bei kniffligen Operationen sind von allen Tarifpartnern grundsätzlich akzeptiert worden.»

Tarmed wird stetig aktualisiert

Der Forderung des FMS, dass die Überarbeitung des Tarmed abgeschlossen sein muss, bevor der neue Tarif eingeführt werden könne, hält der Oltner entgegen, dass dïes praktisch unmöglich sei, weil der Tarmed stetiger Aktualisierung bedürfe, um der Modernisierung und den Veränderungen im Gesundheitswesen Rechnung tragen zu können. «Erst bei der Anwendung des Tarmed sehen wir auch genau, wo die Schwächen liegen, und können diese korrigieren.»

Dafür sei mit Tarmed Suisse eigens eine Gesellschaft mit Sitz in Bern gegründet worden. Im Leitungsgremium von Tarmed Suisse seien alle wesentlichen Partner des Gesundheitswesens vertreten. In verschiedenen Fachkommissionen und Arbeitsgruppen würden Tarif, Interpretation und Umfeld des Tarifs sorgfältig beobachtet. Marbet: «Damit der Tarif mit der Entwicklung in der Medizin und in der Technologie Schritt hält, werden wir eine Tarifpflegestelle einrichten.» Bereits vor den Sommerferien hat das Leitungsgremium neue Leistungspositionen der Fachgesellschaft für Allergologie und Immunologie eingeführt. Damit ist für Thomas Marbet bewiesen, «dass Tarmed Suisse heute schon schnell und unbürokratisch bestehende Lücken im Tarif erkennt und korrigiert».

Ärzte müssen wirtschaftlich arbeiten

Die bereits genannte Kostenneutralität dürfe ebenso wenig mit Kostendeckung verwechselt werden, wie mit dem Tarmed auch nicht die Kosten im Gesundheitswesen in den Griff bekommen werden könnten, gibt Marbet zu bedenken. «Somit muss jeder Arzt selber entscheiden, welche Leistungen er ausführen kann, um wirtschaftlich arbeiten zu können.» Dass die Art, wie eine Leistung entschädigt werde, deren Anwendung beeinflusst, sei schon heute - ohne Tarmed - der Fall. Befürchtungen, dass Patienten nicht mehr behandelt würden und die Versorgungssicherheit zusammenbreche, hält Marbet für unbegründet. «Die Schweiz wird nach wie vor über eine erstklassige medizinische Versorgung verfügen. Die Ärzte müssen sich aber vermehrt dem Wettbewerb stellen.»

«Tarmed ist nicht mehr zu stoppen»

Wie gross die Auseinandersetzungen um den Tarmed zurzeit auch sein mögen, für den Geschäftsführer von Tarmed Suisse ist eines klar: «Der Tarmed ist nicht mehr zu stoppen, er wird ab 1. Januar 2004 flächendeckend in der sozialen Krankenversicherung gelten.»

Dass der Tarmed besser ist als sein Ruf (in der Schweiz), wird laut Marbet durch die internationale Beachtung, die ihm zuteil wird, bestätigt. So konnte er nach Deutschland verkauft werden, wo er als Grundlage für ein neues deutsches Tarifsystem dienen soll. Marbet denkt noch einen Schritt weiter: «Tarmed ist ein weltweit einzigartiger Katalog von medizinischen Verrichtungen. Er könnte als Basis für eine international einheitliche Liste sämtlicher Leistungen im Gesundheitswesen dienen.»

--- ENDE Pressemitteilung Der Tarmed ist nicht mehr zu stoppen ---


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