CS: Retail Outlook 2010: Schweizer Detailhandel zwischen Bangen und Hoffen

07.01.2010 | von Credit Suisse AG


Credit Suisse AG

07.01.2010, Die Umsätze im Schweizer Detailhandel dürften 2010 um rund 0.5% zurückgehen, wie die jährliche Detailhandelsstudie der Credit Suisse und des Beratungsunternehmens Fuhrer & Hotz zeigt. Zwar zeugt die exklusive Umfrage unter Entscheidungsträgern des Detailhandels und der Industrie auch für das Jahr 2010 von einem ungebrochenen Optimismus in der Branche.

Nur rund jeder zehnte Befragte rechnet 2010 mit sinkenden Umsätzen und Gewinnen. Die Ökonomen der Credit Suisse mahnen allerdings zur Vorsicht. Die steigende Arbeitslosigkeit wird 2010 auf der Konsumentenstimmung lasten. Zudem wird die weiter abnehmende Einwanderung zwar positive, aber nachlassende Impulse für den Detailhandel liefern. Die Zuwanderung hat in den Jahren zuvor einen bedeutenden Beitrag zum Wachstum des Detailhandels geleistet und die Branche 2009 möglicherweise vor einer negativen Umsatzentwicklung bewahrt.

Trotz Optimismus unter Branchenvertretern rechnen die Ökonomen der Credit Suisse 2010 mit rückläufigen Umsätzen und einer abnehmenden Beschäftigung im Schweizer Detailhandel. Gründe für dieses zu erwartende Umsatzminus dürften die angesichts der bescheidenen Lohnerhöhungen und der steigenden Krankenkassenprämien stagnierenden Haushaltsbudgets sein, sowie die allgemein steigende Arbeitslosigkeit und die abnehmende Einwanderung. Insbesondere die zyklischen, eher langlebigen Güter wie Möbel, Bekleidung sowie Schmuck und Uhren könnten 2010 weiterhin die Konsumzurückhaltung spüren. Im Lebensmitteldetailhandel gehen die Studienautoren aufgrund höherer Preissensibilität der Konsumenten von stagnierenden realen Umsätzen aus. Chancen liegen hingegen im boomenden Convenience-Markt. Die Studie beleuchtet zudem die Auswirkungen der Einführung des „Cassis-de-Dijon-Prinzips“ auf die Hochpreisinsel Schweiz.

Branchenvertreter zeigen grossen Optimismus

Im Herbst 2009 führte das Beratungsunternehmen Fuhrer & Hotz eine Umfrage unter 149 Entscheidungsträgern des Schweizer Handels und der Lieferantenpartner der Schweizer Industrie durch. Die Unsicherheit im Krisenjahr 2009 war gross und die Planung entsprechend schwierig. Es zeigt sich denn auch, dass 48% der Befragten beim Umsatz und 29% beim Gewinn das Budget 2009 unterschreiten werden. Trotz den getrübten Aussichten rechnen 89% der Befragten für 2010 mit steigenden Umsätzen und 74% mit höheren Gewinnen als noch 2009. Bei der Verteilung des Marketingbudgets dürfte wie bereits 2009 mehr Geld in die Verkaufsförderung fliessen, während der Kostenhebel am ehesten beim Budget für Werbung und PR angesetzt wird. Bemerkenswert ist, dass trotz Marktsättigung und Rezession 34% der befragten Händler eine Erweiterung der Verkaufsfläche planen – um durchschnittlich 10%. Nur ein Händler plant eine Reduktion. Die Verkaufsfläche pro Person, welche in der Schweiz bereits einen europäischen Spitzenwert erreicht, steigt damit weiter und wirkt sich angesichts der Marktsättigung negativ auf die Flächenproduktivität aus.

Migration als tragende Säule des Branchenwachstums

Angesichts der heftigsten Rezession seit den 1970er-Jahren hat sich 2009 als gutes Jahr für die Branche erwiesen. Zwei Faktoren haben den Detailhandel 2009 wesentlich gestützt. Nach einer erfreulichen Lohnrunde verfügten 2009 viele Haushalte über mehr Kaufkraft, da gleichzeitig auch die Preisentwicklung rückläufig war. Zudem ist das Kundenpotenzial der Detailhändler dank einer immer noch robusten Nettozuwanderung von rund 70'000 Personen wiederum grösser geworden. Der Schluss liegt nahe, dass angesichts eines moderaten Geburtenüberschusses und nur schwach wachsenden Konsumausgaben pro Haushalt die Migration ein wichtiger Nachfragefaktor ist. Die Ökonomen der Credit Suisse haben zum ersten Mal versucht, diesen "Migrationseffekt" zu schätzen. Die Auswertung kommt zum Schluss, dass die Nettoeinwanderung in den Jahren 2003–2007 für mehr als die Hälfte des Wachstums des Lebensmitteldetailhandels verantwortlich war.

Die Umsätze der Warengruppen zeigen deutliche Konsumzyklen

Die Umsätze nach Sparten zeigen klar, dass der Nahrungsmitteldetailhandel 2009 die Stütze der Branchenkonjunktur war. Auch die Umsätze von Gesundheits- und Körperpflegeprodukten setzten das seit Jahren ungebrochene Wachstum fort. Harziger lief 2009 das Geschäft im übrigen Non-Food. Insbesondere der Möbelhandel, der Bekleidungsdetailhandel sowie Uhren- und Schmuckläden verzeichneten klare Umsatzrückgänge. Eine vertiefte Analyse der Umsätze nach Warengruppen zeigt beinahe idealtypische Konsumzyklen. So sind Güter des täglichen Bedarfs nur wenig volatil und halten sich auch in Krisenzeiten gut. Langlebigere Güter wie Uhren und Schmuck, Möbel, Elektronik und – etwas schwächer – Kleidung verlaufen hingegen in deutlich ausgeprägten Zyklen. Zudem zeigt die Analyse der Trendverläufe, dass diese Güter dem Umsatztotal des Detailhandels um bis zu drei Quartale vorlaufen.

Steigende Produktivität, abnehmende Beschäftigung

Als Folge von Rationalisierungen und der steigenden Verkaufsfläche pro Beschäftigten hat der traditionell produktivitätsschwache Detailhandel in den letzten Jahren deutlich zum Durchschnitt der Schweizer Wirtschaft aufgeholt. Die Arbeitsproduktivität ist seit 1999 um durchschnittlich 3.3% pro Jahr gestiegen. Mit der Rezession wird die Branche bezüglich Beschäftigung wieder auf dem harten Boden der Realität landen. Während die Beschäftigung 2009 mit geschätzten -1% moderat zurückgehen dürfte, rechnen die Ökonomen der Credit Suisse für 2010 mit einem akzentuierten Beschäftigungsrückgang von -2.5% in der Branche.

Cassis de Dijon als wichtiger Liberalisierungsschritt, aber kein Patentrezept

Die Hoffnungen sind gross, mit der einseitigen Einführung des "Cassis-de-Dijon-Prinzips" 2010 die Hochpreisinsel Schweiz zu knacken. Vor allem im Lebensmitteldetailhandel sind die Preisaufschläge gegenüber dem benachbarten Ausland immer noch sehr hoch. In ihrer Analyse kommen die Ökonomen der Credit Suisse allerdings zum Schluss, dass diese Hoffnungen zum Teil enttäuscht werden könnten. Sonderregelungen im Lebensmittelbereich und ein hoher Qualitätsanspruch der Detailhändler in Bezug auf die Produktdeklaration vermindern die Schlagkraft des "Cassis-de-Dijon-Prinzips". Trotzdem ist die Massnahme in der Einschätzung der Ökonomen ein wichtiger Mosaikstein in den Liberalisierungsbemühungen des Bundes. Andere Massnahmen wie das aufgehobene Verbot von Parallelimporten patentgeschützter Güter oder ein allfälliges Agrarfreihandelsabkommen mit der EU können nur dann ihre volle Wirkung entfalten, wenn die Importe nicht durch technische Handelshemmnisse erschwert werden. Die befragten Entscheidungsträger schätzen in der Umfrage von Fuhrer & Hotz die Auswirkungen des „Cassis-de-Dijon-Prinzips“ unterschiedlich ein. Nur rund die Hälfte der Experten geht von deutlich sinkenden Preisen im Lebensmitteldetailhandel aus. 61% der Befragten sind zudem der Ansicht, dass die Discounter stärker von der Einführung des „Cassis-de-Dijon-Prinzips“ profitieren werden als die klassischen Detailhändler.

Boom-Markt Convenience: intakte Chancen

Der Convenience-Retailmarkt Schweiz boomt seit Jahren und hält zurzeit einen Marktanteil von rund 10% am Lebensmitteldetailhandel. In ihrer Analyse stellen die Studienautoren fest, dass die Chancen dieses Marktes aufgrund sozioökonomischer Entwicklungen intakt sind. Flexible Arbeitszeitmodelle, die hohe Erwerbstätigenquote von Frauen und der Trend zum häufigeren und spontaneren Einkaufen sind wichtige Treiber des Marktes. Zudem wächst die Zahl der Ein- und Zweipersonenhaushalte, die als klassisches Zielpublikum für den Convenience-Markt gelten, ungebrochen. Die kleineren Haushalte haben in den vergangenen Jahren ihre Ausgaben für Nahrungs- und Genussmittel auch am stärksten gesteigert und leisteten damit einen grossen Beitrag an das Wachstum des Lebensmitteldetailhandels insgesamt. Potenzielle Risiken für die Convenience-Branche sehen die Experten in der demografischen Entwicklung sowie für den Fall, dass im Zuge von Liberalisierungen der Ladenöffnungszeiten auch viele Supermärkte bis spätabends öffnen und damit die Convenience-Stores um diesen Wettbewerbsvorteil berauben würden. Ein Vergleich mit dem bedeutenden Convenience-Markt Grossbritannien zeigt, dass in der Schweiz aufgrund des regulatorischen Rahmens der Anteil der Tankstellenshops sehr hoch ist. In Grossbritannien, wo es nur geringe Restriktionen bei den Ladenöffnungszeiten gibt, nimmt die Bedeutung von Tankstellenshops zugunsten von zentral gelegenen Einzelshops seit Jahren ab.

--- ENDE Pressemitteilung CS: Retail Outlook 2010: Schweizer Detailhandel zwischen Bangen und Hoffen ---

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