Krankenkassen 2005, für Patienten wenig Transparenz

04.11.2004

Uhr Lesedauer: 5 Minuten


04.11.2004, Den guten Arzt zu wählen fällt schwer Immer häufiger melden sich Patienten direkt bei der Spitalnotfallstation.


Weil es bequem ist. Und weil weniger Patienten zuerst zum eigenen Arzt gehen. Denn es ist gar nicht so einfach, diesen zu finden.

Guter Rat ist da teuer. Wer etwa in der Stadt Bern einen Arzt im Telefonbuch sucht, hat rund 1200 Möglichkeiten. Für Blasen-, Nieren- und Prostatakrankheiten gibt es zwar nur 13 eingetragene Ärztinnen und Ärzte, für Allgemeinmedizin aber über 130, für Chirurgie über 100.

Tipp vom Hausarzt Ärzte zuhauf, aber wie findet man den guten Arzt? Ursula Gröbly-Steffen, Beraterin bei der Schweizerischen Patientenorganisation (SPO), meint: «Die Suche nach einem Spezialarzt ist schwierig. Am besten wählt man jenen, der mit dem Hausarzt gut zusammenarbeitet.» Eine Antwort, die aber voraussetzt, dass man zuvor seinen Hausarzt, in der Regel einen Arzt für Allgemeinmedizin, gut ausgewählt hat.

Und ohne Hausarzt? Insbesondere in den Städten verfügen aber längst nicht mehr alle Menschen über eine Beziehung zu einem Hausarzt. Sicher auch deshalb, weil die Arztwahl bei solch grosser Auswahl schwierig ist. Die Folge: Immer mehr Leute überlassen den Entscheid dem Spital. Sie finden sich im Krankheitsfall vor der Notfallpforte ein. Im Berner Inselspital sind in den letzten sechs Jahren die Notfalleintritte von jährlich 23 000 auf annähernd 32 000 Fälle angestiegen, wie Notfall-Chefarzt Heinz Zimmermann feststellt.

Gleich zum Notfall Das Inselspital hat zwar die Fälle nicht nach der Dringlichkeit der Behandlung analysiert, doch für Chefarzt Zimmermann ist klar: «Das Verhalten der Patienten hat sich in den letzten 20 Jahren geändert, und wir müssen darauf eine Antwort finden.» Grossbritannien habe kürzlich in Spitälern so genannte Walk-in-Center eingeführt - erfolgreich. Bei weniger schweren Erkrankungen und Verletzungen findet der Patient hier in der Notfallsituation in Kürze zur richtigen Behandlung. Im kommenden Frühling will das Inselspital zusammen mit dem Spital Sonnenhof in diesem Sinne ein Notfall-Ambulatorium schaffen. Denn die Erfahrung zeigt, dass nur drei bis vier von hundert Patienten, die den Notfall aufsuchen, überhaupt Spitalpflege benötigen.

Ärzteliste im Internet Und wenn man den Entscheid der Arztwahl nicht dem Spital überlassen will? Wie findet der mobile Mensch von heute an seinem neuen Wohn- oder Arbeitsort den Arzt des eigenen Vertrauens? Dazu gibt es von der Patientenorganisation nützliche Tipps, die teils auch von der Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte (FMH) empfohlen werden (siehe Artikel unten). Sodann: Zusammen mit der Stiftung Konsumentenschutz hatte die FMH vor ein paar Jahren einen «Guide de Santé» auf die Beine stellen wollen, damit die Patienten sich künftig über die Qualität der Ärzte und auch der Spitäler informieren könnten. Bis jetzt ist im Internet (www. aerzteadressen.ch) aber lediglich einsehbar, ob die Ärztin oder der Arzt den FMH-Fachtitel trägt und auf welchem Gebiet sie oder er sich tatsächlich spezialisiert hat. Solche Ärzte müssen pro Jahr immerhin eine Fortbildung auf ihrem Gebiet von 80 Stunden vorweisen, damit sie in der Liste eingetragen bleiben.

«Gut für was?» Warum gibt es keine Vergleiche mit weiteren Kriterien? Auf die Frage nach dem guten Arzt reagiert Georg von Below, der sich bei der FMH mit der Qualitätssicherung befasst, mit der Zusatzfrage: «Gut für was?» An einen Kinderarzt würden eben auch von Seiten der Patienten andere Forderungen gestellt als an einen Chirurgen. Somit sei eine einheitliche Qualitätsanforderung unmöglich.

Wie oft machen sie das? Gewisse handfeste Daten können allerdings, so Below, schon Anhaltspunkte liefern. Vor einer schwierigen Operation möchte man gerne wissen, wie oft solche Eingriffe in diesem Spital vom Ärzteteam durchgeführt werden. Sind es nur wenige, dann ist Vorsicht geboten. Qualitätsmessungen führt der Verein Outcome seit 2003 auch in den Spitälern des Kantons Bern und Solothurn durch. Die Daten sind aber nicht öffentlich. Und von Below zeigt dafür aus Erfahrung im Ausland, namentlich in den USA, auch Verständnis. Werden zum Beispiel Komplikationen bei Operationen als negativ eingestuft, so macht dies bei einfachen Eingriffen wie der Blinddarmoperation zwar Sinn. Herz- oder Leberoperationen sind jedoch sehr komplexe Eingriffe, auch steigt das Risiko mit dem Alter der Patienten. «Werden in diesem Falle die Komplikationsraten veröffentlicht, so ist es absehbar, dass Ärzte und gewisse Spitäler die heiklen Eingriffe nicht mehr vornehmen wollen», erklärt von Below. Die FMH will sich aber, so von Below, einsetzen, dass Patienten erfahren können, welches Spital für welche operationellen Eingriffe Kompetenzen aufweist.

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WAS WEITER HILFT: Ein paar Möglichkeiten, Ärzte zu beurteilen Eine Liste im Internet, Tipps des Spezialisten, Zweitmeinung einholen: Ratschläge, wie man sich aufdatiert. Für die Suche nach dem guten Arzt gibt es keinen Leitfaden. Die hier zusammengetragenen Tipps stammen zum Teil von der Schweizerischen Patientenorganisation (SPO), zum Teil von Ärzten und Fachstellen, welche diese Zeitung konsultiert hat.

Mund-zu-Mund-Propaganda: Die Fähigkeit eines guten Arztes spricht sich schnell herum. Deshalb wird allerseits empfohlen, Freunde und Bekannte zu fragen, bei welchem Arzt oder welcher Ärztin sie gute Erfahrungen gemacht haben. Wichtig aber ist, sich genau zu erkundigen, weshalb ein Arzt empfohlen wird. Es kann sein, dass der Freund oder Bekannte nicht dieselben Kriterien, die man selbst fordert, an den guten Arzt stellen. Ebenso wissen Mitarbeiter der Spitex oft, wen sie als Arzt empfehlen können. Etwas komplizierter ist dieser Weg: Hat man herausgefunden, welcher Universitäts-chefarzt auf einem bestimmten Gebiet als fachliche Kapazität gilt, kann man sich dort erkundigen, ob es von ihm ausgebildete Ärzte gibt, die am eigenen Wohnort tätig und auch empfehlenswert sind.

Kriterien aufstellen: Für einen guten Arzt sind prinzipiell folgende Kriterien wichtig: Kann er/sie gut zuhören, nimmt er einen ernst, informiert er die Patienten genau über die Behandlung ohne ausschweifende Schilderungen. Sind seine Rechnungen so aufgestellt, dass sie auch für den Patienten einsichtig sind?

Selbstinformation: Im Internet (www.aerzteadressen.ch) oder übers Schweizerische Medizinische Jahrbuch kann man sich zu Ausbildung und Weiterbildung des Arztes erkundigen. Über einzelne Krankheiten sind im Internet nützliche und oft verständliche Informationen zu finden. Wichtig ist aber, dass die Informationen aus verlässlichen Quellen ? z.B. Fachärztevereinigung, Universitätsspital, Patientenorganisationen ? stammen. Denn im Internet mangelt es auch nicht an zwielichtigen Ratgebern.

Zweitmeinung einholen: Ausser in dringenden Notfällen sollte man vor einer grösseren Operation immer bei einem anderen Arzt eine Zweitmeinung einholen. Darüber soll man seinem Arzt auch Bescheid sagen. Ein guter Arzt, der sich seiner Diagnose sicher ist, wird dazu auch ohne weiteres die nötigen Laborbefunde und Röntgenbilder zur Verfügung stellen. - chr

--- ENDE Pressemitteilung Krankenkassen 2005, für Patienten wenig Transparenz ---


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