13.04.2004
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13.04.2004, Spital Limmattal - Wie das «Limmi» doch noch zu einem MRI-Zentrum kommt
Immer weniger Spitäler wollen aus Konkurrenzgründen auf modernste Diagnostikgeräte wie die
politisch umstrittenen MRI verzichten.
Nach dem Spital Uster geht nun auch das Spital Limmattal den Weg über die Eigeninitiative.
Die medizinischen Vorteile der Magnetresonanztomographie (MRI) zu Diagnostikzwecken liegen auf der Hand und sind unbestritten. Politisch ist der Einsatz von MRI-Geräten aber ein heisses Eisen, sind sie doch in der gesundheitspolitischen Spardebatte als Kostentreiber verschrien. Die Gesundheitsdirektion (GD) des Kantons Zürich ist deshalb mehr als nur vorsichtig, was die Bewilligung solcher Geräte für Spitäler mit Grundversorgungsauftrag anbelangt. 18 MRI sind in den Spitälern im Kanton Zürich im Einsatz. Winterthur, Dielsdorf, Wädenswil und Uster führen welche, der Rest steht in Stadtzürcher Spitälern.
MRI-Geräte: verteufelt und verkannt? Krankenhäuser wie das «Limmi» betrachten es aber als absolute Notwendigkeit, ein eigenes MRI-Gerät nutzen zu können - und zwar aus Konkurrenzgründen. Leo Boos, Direktor des Spitals Limmattal, ist überzeugt: Krankenhäuser, die kein MRI besitzen, sind über kurz oder lang weg vom Fenster. Boos ist sich zudem sicher: In fünf bis zehn Jahren wird niemand mehr ein böses Wort über die Kosten für diese Diagnostiktechnologie verlieren. Überhaupt: Die Preise für ein MRI-Gerät hätten sich in den letzten Jahren mehr als halbiert.
Noch ein Umstand wird wenig zur Kenntnis genommen: Jener nämlich, dass MRI-Untersuchungen für ein «breit gestreutes Spektrum von Krankheitsbildern, wie sie in der Grundversorgung vorkommen, geeignet sind bzw. die Untersuchungsart erster Wahl sind». Dies hält die MRI-Fachgruppe des «Limmi» in einem internen Papier fest.
Der Verwaltungsrat des Spitals Limmattal hat jetzt dementsprechend reagiert und die Weichen gestellt. Wie das Spital Uster im Jahr 2002, wird das Limmattalspital spätestens Ende dieses Jahres ein Magnetresonaz-Gerät in Betrieb nehmen. Dafür bewilligte der Verwaltungsrat die Gründung der MRI Zentrum Schlieren AG. Mit diesem Griff in die Trickkiste - der Gründung einer privaten Gesellschaft zwecks Betrieb eines MRI-Geräts - kann das Limmattalspital das Anschaffungs-Nein des Kantons umgehen - und das ganz legal. Das Vorgehen wird von der Gesundheitsdirektion wohl geduldet, das hat sie schon im analogen Fall Uster getan. Die GD hat nämlich eine Hintertüre aufgeschlossen: Ein MRI kann von den öffentlichen Spitälern mit Grundversorgungsauftrag dann betrieben werden, wenn dessen Betrieb rechtlich von jenem des Spitals getrennt ist, das Gerät ausserhalb des Spitalgebäudes zu stehen kommt und die Buchhaltung separat geführt wird.
Mehrheitsaktionäre sind Gemeinden Die MRI Zentrum Schlieren AG ist zu zwei Dritteln in Besitz von 8 der 17 Trägergemeinden des Spitalverbands. Nicht alle Gemeinden sahen die Beteiligung an einer Aktiengesellschaft als ihre Aufgabe an. Das letzte Drittel halten zwei Privatpersonen und das Spital Bülach. Das Aktienkapital beträgt 650 000 Franken. Die Finanzierung der Investition geschieht über ein Finanz-Leasing (1,8 Millionen Franken) für das MRI-Gerät, eine Hypothek über 1,17 Millionen Franken für die Baute, in der das Diagnostik-Gerät aufgestellt werden soll, und einen Betriebskredit von maximal 300 000 Franken.
Die Leitung des MRI-Zentrums hat der «Limmi»-Verwaltungsrat an Spitaldirektor Leo Boos übertragen. Der Verwaltungsrat der MRI Zentrum Schlieren AG setzt sich ebenfalls aus Vertretern der Spitalverbandsgemeinden zusammen. Das Präsidium hat der Dietiker Finanzvorstand Otto Müller inne. Weiter sind die Gemeinderäte Thomas Hächler (Urdorf) und Willy Kaiser (Unterengstringen) sowie der Schlieremer Stadtrat und Spitalverbandspräsident Peter Voser dabei. Den fünften Sitz hält Kircali Tugrul, Spitaldirektor in Bülach. Die ärztliche Verantwortung über die Anlage haben die «Limmi»- Radiologen und Chefärzte Tomas Norlindh und Georg Kacl inne.
MRI-Zentrum: Eröffnung Ende Jahr Das MRI-Zentrum in Schlieren wird etwa Ende Jahr eröffnet, vielleicht gar etwas früher. Für 100 000 Menschen aus dem Limmattal und dem Furttal bedeutet dies, dass sie sich künftig in «ihrem» Spital noch besser untersuchen lassen können. Den Weg ins weiter entfernte «Triemli» oder «Balgrist» können sie sich sparen. Es wird mit jährlich 2500 Untersuchungen gerechnet. Doch es geht nicht nur um die Patienten. Otto Müller will das MRI-Zentrum auch als Investition in den Standort Limmattal und die Arbeitsplätze des «Limmi» verstanden wissen. Die Konzentration in der Spitallandschaft sei noch nicht abgeschlossen, das MRI-Zentrum sei ein wichtiger Pluspunkt in der Endabrechnung, sollte wieder einmal aus Spargründen ein Spital im Kanton geschlossen werden müssen.
--- ENDE Pressemitteilung Spital Limmattal - Der rettende Griff in die Trickkiste ---
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