Krankenkasse: Jeder zahlt 140 Franken zu viel

13.04.2004

Uhr Lesedauer: 5 Minuten


13.04.2004, Eine bisher unveröffentlichte Nationalfondsstudie zeigt: Die ineffiziente Verwaltung verschlingt 1 Milliarde Franken.


Wenn die Krankenkassen effizienter arbeiten würden, könnten die Prämien um 140 Franken gesenkt werden.

Die Verwaltungskosten der Krankenversicherer verschlingen jährlich 1,3 Milliarden Franken. Davon liesse sich rund eine Milliarde Franken, also etwa drei Viertel, einsparen. Es müssten einfach alle Kassen so wirtschaftlich arbeiten wie die effizientesten unter ihnen. Zu diesem Schluss kommt Ökonomieprofessor George Sheldon in einer noch nicht veröffentlichten Nationalfondsstudie. CASH hat nachgerechnet: Auf dem Prämienvolumen von insgesamt 16 Milliarden Franken der Grund- und Zusatzversicherung macht dies ein Einsparungspotenzial von über 6 Prozent aus. Jedem Versicherten könnte somit die Jahresprämie um 140 Franken gesenkt werden. Das entspricht etwa dem Prämienanstieg, der für das kommende Jahr zu erwarten ist.

Die Kassen müssen verarztet werden Die Krankenkassen treiben die Prämien in die Höhe. Es braucht mehr Wettbewerb oder eine Einheitskasse.

Die meisten Krankenkassen arbeiten ineffizient. Die Verwaltungskosten könnten um eine Milliarde Franken gesenkt werden. Das hat der Basler Ökonom George Sheldon errechnet. Die Versicherten zahlen jährlich 140 Franken zu viel Prämie.

Die Schuld für die steigenden Krankenkassenprämien wird in der Regel den Ärzten, den Spitälern und den Patienten in die Schuhe geschoben. Aber auch bei den Krankenkassen gibt es noch viel Einsparpotenzial. Die meisten von ihnen haben viel zu hohe Verwaltungskosten. Zwar macht der Papierkrieg bei der Grundversicherung nur gut sechs Prozent und bei der Zusatzversicherung acht Prozent der Gesamtausgaben aus. Mehr als 90 Prozent der Kosten entfallen auf die medizinischen Leistungen. Hier lässt sich die Effizienz des Mitteleinsatzes nicht messen, da wir den Gesundheitszustand der Kassenmitglieder nicht kennen. "Bei einem Obligatorium spricht einiges für eine Einheitskasse." Ökonomieprofessor George Sheldon Hingegen kann der Verwaltungsaufwand der einzelnen Kassen verglichen werden. Dieser Vergleich zeigt ein gewaltiges Sparpotenzial auf: Würden alle Krankenversicherungen gleich wirtschaftlich arbeiten wie die effizientesten, könnten mehr als zwei Drittel der Kosten gestrichen werden. Zu diesem Schluss kommt der an der Universität Basel lehrende Ökonom George Sheldon. Konkret liesse sich eine Milliarde von insgesamt 1,3 Milliarden Franken Verwaltungskosten einsparen. Das ist das Ergebnis von Sheldons Berechnungen im Rahmen einer Nationalfonds-Studie, deren Ergebnisse er zurzeit zu Papier bringt. Den Einfluss der Verwaltungskosten auf die Prämien hat Sheldon nicht berechnet. Geht man jedoch von einem Prämienvolumen von 14 Milliarden Franken in der Grundversicherung und von zwei Milliarden in der Zusatzversicherung aus, liegt das Sparpotenzial hei 6,3 Prozent. Die Versicherten zahlen somit im Durchschnitt jährlich rund 140 Franken zu viel für ihre Krankenversicherung. Bewertet man die effizienteste Kasse mit 100 Prozent, haben die Krankenversicherer im Durchschnitt einen Effìzienzgrad von 23,1 Prozent. Dies ist ein sehr tiefer Wert. International liegt die Effizienz der Assekuranz bei durchschnittlich 56 Prozent. In den zwei Jahren vor der Einführung des Krankenversicherungsgesetzes hat die Verbürokratisierung der Krankenkassen stark zugenommen. Ab 1996 hat sich die Wirtschaftlichkeit etwas verbessert. Dafür gibt es zwei Hauptgründe: Für die Versicherten wurde es ab diesem Zeitpunkt möglich, die Kasse frei zu wählen. Und mit dem Risikoausgleich wurden die Wettbewerbschancen der Kassen mit einem hohen Anteil älterer Versicherter verbessert. Jedenfalls lasse sich das Effizienzgefälle zwischen den einzelnen Kassen nicht mit ihrer unter-schiedlichen Risikostruktur erklären, betont Sheldon. Die Grossen haben höhere Kosten als die Kleinen Die Grösse der Versicherung scheint für die Wirtschaftlichkeit ebenfalls keine grosse Rolle zu spielen. Die grösste unter ihnen, die Helsana, steht zwar mit einem Verwaltungskostenanteil von etwas mehr als vier Prozent vergleichsweise gut da. Die anderen grossen, nämlich CSS, Concordia, Visana und Swica, liegen jedoch nur im guten Durchschnitt, wie den Zahlen des Bundesamtes für Sozialversicherung zu entnehmen ist. Erstaunlich tiefe Verwaltungskosten haben einige kleine Kassen, wie die Dorfkrankenkasse Hätzingen-Luchsingen. Peter Marbet vom Kassenverband Santésuisse vermutet allerdings, dass bei einigen dieser lokalen Kässeli ein Teil des Verwaltungsaufwandes über das Budget der Gemeinde läuft. Bei einem derart grossen Effizienzgefälle ist jedoch für Sheldon klar, "dass der Wettbewerb in der Krankenversicherung nicht ausreichend spielt". Zwar schreitet der Strukturbereinigungsprozess auch in dieser Branche unaufhaltsam voran. Heute gibt es noch rund 60 selbständige Krankenversicherer, von denen etwa 40 gesamtschweizerisch tätig sind. Die grössten 15 haben einen Marktanteil von etwa 80 Prozent. Marbet ist überzeugt, dass der Konzentrationsprozess weitergehen wird. Sheldon, der sonst sehr marktwirtschaftlich orientiert ist, stellt sich die Frage, ob im Gesundheitssektor mit einem Monopol nicht die besseren Ergebnisse erzielt werden könnten. Ohne sich abschliessend festlegen zu wollen, meint er: "Wenn eine Versicherungspflicht besteht, spricht einiges für eine Einheitskasse." Denn in diesem Markt findet ein reiner Verdrängungswettbewerb statt. Die Grösse des Marktes ist durch die Bevölkerungszahl gegeben. Sheldon vergleicht die Situation mit der Gebäudeversicherung. Dort hat der Lausanner Ökonom Thomas von Ungern-Sternberg nachgewiesen, dass das in 19 Kantonen bestehende Monopol wirtschaftlicher ist als die private Versicherung. Denn es entfallen die Akquisitions- und Werbekosten. Die Werbung zahlt der Prämienzahler "Bei einer Einheitskrankenkasse, wie sie die entsprechende links-grüne Volksinitiative fordert, wären die Kosten für die Abwicklung der jährlich eingehenden 45 Millionen Arztrechnungen sicher höher als heute", gibt Peter Marbet vom Krankenkassenverband Santésuisse zu bedenken. Für einen Monopolisten bestehe wenig Anreiz, den Ärzten bei der Fakturierung auf die Finger zu schauen. Tatsächlich erzielen die grossen Kassen mit dem Aufspüren von ungerechtfertigten Rechnungen grosse Einsparungen. Bei der Visana sind es jährlich rund 130 Millionen Franken. Andererseits gibt diese Kasse mehr als sechs Millionen Franken für das Marketing aus. Diese Kosten werden dem Versicherten mit der Prämie verrechnet. Wenn die Prämienexplosion gestoppt werden soll, muss auch der administrative Aufwand gesenkt werden. Als Alternative zur Einheitskasse gibt es nur eine Intensivierung des Kostenwettbewerbs.

WO DIE PRÄMIENGELDER VERSICKERN Die Kostentreiber - Verwaltungsaufwand in % 1. Krankenkasse SLKK - 14.7 % 2. Panorama - 10.5 % 3. Natura - 10.1 % 4. Visperterminen - 10.1 % 5. KGW - 10.1 % Die Kostengünstigsten - Verwaltungsaufwand in % 1. KK Hätzingen - 0.3 % 2. Ellm ÖKK - 1.5 % 3. Visp - 2.1 % 4. Aquilana - 2.2 % 5. KK Zermatt - 2.7 %

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