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Generika erhöhen Wille zu Reformen

18.03.2004


18.03.2004, «Spielraum für Reformen ist vorhanden - wenn sie massgeschneidert sind»: So fasst Peter Zweifel von der Universität Zürich die Ergebnisse einer neuen Studie zum Gesundheitswesen zusammen, die gestern in Bern vorgestellt wurde.

Welche Prämienreduktionen müssten den Versicherten gewährt werden, damit sie Leistungseinschränkungen akzeptieren würden, lautete die Fragestellung, welcher das Sozialökonomische Institut der Uni Zürich zusammen mit dem Unternehmen Plaut Economics nachging. In die Untersuchung wurden 1000 Personen einbezogen.

Gesundheitswesen Die Chance für Reformen steigt Die Prämie muss stark reduziert werden, damit Versicherte Abstriche in Kauf nehmen. Doch die Reformbereitschaft wächst - speziell bei den Medikamenten. Wie gross müsste die Prämienreduktion sein, damit Versicherte Leistungseinschränkungen akzeptieren? Die breit abgestützte Studie des Unternehmens Plaut Economics und des sozialökonomischen Instituts der Universität Zürich, die gestern in Bern vorgestellt wurde, zeigt auf, wo die Chancen für Reformen am grössten sind: bei den Medikamenten. Bereits bei einer Prämienreduktion von fünf Franken pro Monat sind die Versicherten bereit, Nachahmerpräparate statt der Originalmedikamente zu verwenden, also so genannte Generika, welche die gleichen Wirkstoffe wie die Originale enthalten.

Bagatell-Medikamente streichen Bagatell-Medikamente, beispielsweise für Schnupfen, können nach Ansicht der insgesamt 1000 befragten Versicherten gar ganz aus dem Leistungskatalog gestrichen werden, ohne damit eine Prämienreduktion zu verbinden. «Hier hat ein Umdenken stattgefunden», wie Stephan Vaterlaus von Plaut Economics gestern festhielt. Weitere erfreuliche Feststellung: Es ist für weitere Reformen Spielraum vorhanden - «wenn sie massgeschneidert sind», sagte Peter Zweifel von der Universität Zürich. Die Aufhebung des Vertragszwangs kommt gar nicht gut an, wenn alleine die Kostenüberlegungen im Vordergrund stehen, wenn die Krankenkassen also nur noch mit den billigsten Ärzten zusammenarbeiten würden: Hier müsste die Prämie um 100 Franken pro Monat sinken, damit diese Massnahme akzeptiert würde. Doch wenn Qualitätsüberlegungen bei der Erstellung der Ärzteliste miteinbezogen werden, reduziert sich der Nutzenverlust auf 40 Franken pro Monat. Für Stephan Vaterlaus ein klares Zeichen, dass die Versicherten der Aufhebung des Vertragszwangs nicht abgeneigt sind. Der Verband der Assistenz- und Oberärzte interpretiert die Studie anders: «Eine Einschränkung der freien Arztwahl, unabhängig von den Kriterien der Einschränkung, entspricht nicht dem Bedürfnis der Bevölkerung», sagt Verbandspräsident Matthias Winistörfer.

Lokale Spitäler schliessen? Ebenfalls um 40 Franken müsste die Prämie gesenkt werden, damit sich die Versicherten mit der Schliessung lokaler Spitäler anfreunden könnten. Wohlgemerkt: Diese in Franken bezifferten Nutzenverluste sind nicht gleichzusetzen mit den Kosteneinsparungen, welche die Massnahmen bringen würden. «Erst wenn ermittelt ist, wie gross die Einsparungen tatsächlich sind, kann man sagen, ob die Massnahmen volkswirtschaftlich sinnvoll sind oder nicht», so Stephan Vaterlaus. Hingegen erlaube die Studie ein abschliessendes Urteil über die Akzeptanz der einzelnen Einschränkungen. - Die vollständige Studie ist abrufbar unter www.plaut-economics.ch, www.santesuisse.ch, www.interpharma.ch oder www.vsao.ch

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NACHGEFRAGT «Wir kommen nicht vom Fleck» Der Krankenversichererverband Santésuisse sieht in den Generika, also in den Nachahmerpräparaten von Originalmedikamenten, grosses Sparpotenzial. Santésuisse-Direktor Marc-André Giger über die Schwierigkeit, einen Generika-Zwang durchzusetzen. Bei den Medikamenten sind Versicherte am ehesten bereit, Verzicht zu üben. Doch genau dieser Bereich ist in den Reformbemühungen des Bundesrates ausgeklammert. Ist das nicht paradox? Marc-André Giger: Ja, das ist so. Der Krankenversichererverband Santésuisse hat deshalb das Thema erneut aufgenommen und dem Eidgenössischen Departement des Innern eine Stellungnahme geschickt. Wir fordern, dass künftig Wirkstoffe verschrieben werden, nicht mehr ein bestimmtes Medikament. Kassenpflichtig wäre dann jeweils das preiswerteste Medikament mit dem entsprechenden Wirkstoff. Heute wählt der Arzt die Medikamente meistens aus einem kleinen Spektrum aus. Einen Anreiz, Generika zu verschreiben, hat er nicht.

Besteht so nicht die Gefahr, dass den Patienten immer wieder andere Medikamente verschrieben werden und damit der Behandlungserfolg gefährdet wird? Giger: Hier muss man im Spital ansetzen: Den Patienten soll schon dort nicht das Original verschrieben werden, sondern das Generikum, sofern es denn eine Substitutionsmöglichkeit gibt. Wenn der Patient schon bei Spitalaustritt auf das Generikum eingestellt ist, sind Umstellungsprobleme gänzlich ausgeschlossen.

Tatsache ist aber, dass die Verwendung von Generika in den Spitälern verschwindend klein ist. Ist die Pharmalobby zu stark? Giger: Die Marktbearbeitung der Pharmaindustrie im Bereich der Spitäler funktioniert sehr gut, schliesslich ist das für sie der Eintritt ins System. Patienten wechseln in der Regel ein Medikament, auf das sie eingestellt sind, nicht mehr - auch wenn es nur in ganz seltenen Fällen zu Umstellungsproblemen kommt.

Welche Reformen ausser der Substitution von Originalmedikamenten sollte sich noch durchsetzen? Giger: Die Vertragsfreiheit zwischen Krankenversicherern und Ärzten ist der Schlüssel zu einer Umkehr des Systems. Weil die Anreize falsch gesetzt sind, kommen wir nicht vom Fleck. Für einen Arzt ist es heute viel lukrativer, seine individuelle Arztpraxis zu betreiben statt sich in einem Netzwerk zu engagieren. Mit der Aufhebung des Vertragszwanges wird die Grundversorgung nicht schlechter, im Gegenteil: Das ganze System wird eine Qualitätssteigerung erfahren.

Die Versicherten sind aber nicht überzeugt von dieser Massnahme, wie die Studie zeigte. Giger: Wir müssen noch viel Aufklärungsarbeit leisten und die Vorteile der Vertragsfreiheit entsprechend kommunizieren.

Ist der Leidensdruck überhaupt genug gross, um Reformen anzugehen? Immerhin wissen gegen 50 Prozent nicht einmal, wie hoch ihre Prämie ist. Giger: Ein namhafter Teil der Bevölkerung profitiert nicht von der Prämienverbilligung. Sie verdienen zu viel, um sie beziehen zu können, und gleichzeitig zu wenig, um nicht unter der Prämienlast leiden zu müssen. Für viele Leute aus dem Mittelstand sind die Prämien ein echtes Problem. Die Prämienverbilligungen müssen deshalb zielgerichtet auf diese Versicherten ausgebaut werden.

--- ENDE Pressemitteilung Generika erhöhen Wille zu Reformen ---


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