Warum muss ich aufs Geld warten?

20.11.2003


20.11.2003, Massive Aufschläge in den Zusatzversicherungen haben zu vielen Fragen bei der Krankenkassen- Hotline geführt. Expert/-innen der «Fairsicherungsberatung» raten, auf gewisse Zusatzleistungen zu verzichten. Die Krankenkassen-Hotline dieser Zeitung wurde am Montag rege genützt.

Ruedi Ursenbacher, Margrith Graf und Marie-Thérèse Pletscher von der Berner «Fairsicherungsberatung» wussten Rat. Hier ein Auszug der Fragen und Antworten.

Ich habe bei der Visana einen Aufschlag der Grundversicherung von 102 Franken, obschon ich letztes Jahr auf die Franchise von 1500 Franken umgestiegen bin. Weshalb?

Das Hauptproblem ist, dass Sie als Einwohner von Utzigen neu in die teuerste Stadtregion hineingekommen sind. Vorher waren sie der Landregion 2 oder 3 zugeteilt. Dazu kommt noch die normale Teuerung. In der Grundversicherung haben Sie die Möglichkeit, die Kasse zu wechseln. Zurzeit hat Assura das günstigste Angebot im Kanton Bern. Assura ist allerdings eine Kasse, die etwas in die Schlagzeilen geraten ist. Die Sumiswalder ist jetzt bei 280 Franken, also in der Mitte. Avenir von Fribourg gehört zur Groupe Mutuel und verlangt Fr. 256. 80.

"Reisen Sie mit 80 noch ins Ausland? Nein? Dann brauchen Sie keine Reiseversicherung."

Der Vergleich der Zusatzversicherung meiner Zeitung zeigt, dass Helsana für die Spitalzusatzversicherung halbprivat in meinem Alter eine Prämie von Fr. 201. 30 verlangt. Ich zahle nach einer Krebserkrankung bereits Fr. 335. 70 im Monat. Ist so etwas überhaupt gestattet?

Das ist ein massiver Unterschied, den ich ihnen nicht erklären kann. Es ist Ihnen überlassen, ob Sie die Prämien annehmen wollen oder nicht. Bei der Privatversicherung gilt das freie Vertragsrecht. An und für sich können hier die Kassen verlangen, was sie wollen. Dass die verlangte Prämie gerechtfertigt sein soll, untermauern die Kassen dann mit kalkulatorischen Grundlagen. Sie haben Ihre sehr hohe Prämie, wie sie sagen, mit einem Selbstbehalt noch zu reduzieren versucht. Offenbar treibt Helsana die Prämie hinauf, bis Sie genug haben.

An wen kann ich mich wenden?

Es gibt eine Ombudsstelle für Privatversicherungen in Zürich. Hier können Sie sich erkundigen. Aber die Versicherungsgesellschaften sind bei der Gestaltung ihrer Prämien frei, und diese werden vom Bundesamt für Privatversicherungen relativ locker genehmigt.

Ich wollte im September bei Assura meine Zusatzversicherung kündigen. Und da haben sie mir gesagt, dass es mir erst auf 31. Dezember 2006 möglich ist zu kündigen.

Die restriktiven Bedingungen der Assura sind bekannt und stellen einem oft ein Bein. Weil Sie eine sechsmonatige Kündigungsfrist in der Police haben, kam im September die Kündigung auf Ende 2003 zu spät. Mindestens können sie aber die Zusatzversicherung auf kommendes Jahr reduzieren und bereits auf Ende 2004 kündigen, indem Sie sich auf die Assura-Mitarbeiterin beziehen, die Ihnen diesen Vorschlag gemacht hat. Die Reduktion der Zusatzversicherung muss die Kasse anerkennen, sonst schalten Sie die Ombudsstelle ein.

Unsere Spitalzusatzversicherung Schweiz allgemein hat wieder aufgeschlagen. Brauchen wir in unserem Alter von 75 respektive 80 Jahren überhaupt eine solche Zusatzversicherung?

Ich kann Ihnen den Entscheid nicht abnehmen. An Ihrem Wohnort in Thun gibt es das Privatspital Hohmad. Voraussichtlich können Sie aber erst im Jahre 2005 mit der Grundversicherung ins Privatspital. Wenn Sie nur in die staatlichen Spitäler gehen, dann brauchen Sie diese Zusatzversicherung nicht. Entscheiden Sie sich jedoch mit 75 Jahren, auf diese Zusatzversicherung zu verzichten, dann ist der Entscheid definitiv. Bereits ab 50 oder 55 Jahren haben Sie fast keine Möglichkeit mehr, eine neue Zusatzversicherung abzuschliessen. Hier besteht, krass gesagt, eine Altersguillotine.

Wenn ich die Grundversicherung wechsle, die Zusatzversicherung aber behalte, entstehen dann keine Unstimmigkeiten darüber, welche Versicherung was zahlen muss?

Nicht, wenn Sie so vorgehen, dass Sie die Rechnung primär der Grundversicherung zusenden und danach die Rechnungen, die nicht bezahlt wur den, der Zusatzversicherung schicken. Oder Sie senden das Original der Rechnung der Krankenkasse der Grundversicherung und gleichzeitig eine Kopie der Rechnung der Kasse, bei der Sie die Zusatzversicherung haben. Es ist nämlich klar, welche Leistungen die Grundversicherung zahlen muss.

"Es kann sein, dass Ihre Zusatzversicherung die Prämie hinauftreibt, um Sie loszuwerden."

Ich zahle in Worblaufen als 89-Jährige in der Grundversicherung bei Visana 320 Franken. Kann ich es billiger haben?

Bei der Hotela in Montreux zahlen Sie 255 Franken. Damit sparen Sie jeden Monat 65 Franken. 249 Franken wäre der Tarif der Assura, die aber in der Kundenzufriedenheit nicht gut abschneidet. Eine Variante mit 270 Franken wäre die Krankenkasse 57 in Bern, oder 278 Franken kostet die KPT. Wenn sie noch sparen wollen, müssen Sie die Franchise von den obligatorischen 300 Franken noch mehr erhöhen, auf 600 oder 1200 Franken. Es würde bedingen, dass Sie dieses Geld im Notfall in Reserve haben.

Wie ist es mit der Groupe Mutuel?

Diese besteht aus sehr vielen Einzelkrankenkassen. Daraus müssen Sie eine bestimmte wählen. Die einzelnen Kassen haben unterschiedliche Prämien, und je nachdem, welche Kasse Sie wählen, handeln sie sich eine unterschiedliche Kundenzufriedenheit ein, sodass Sie eher oder später Ihr Geld zurückbekommen.

Muss man eine Krankenkasse fragen, ob sie einen aufnimmt?

Nein, die Kassen müssen Sie in die obligatorische Krankenversicherung aufnehmen und dürfen auch keine Fragen nach Ihrer Gesundheit stellen. Am einfachsten ist es, wenn Sie ihre bisherige obligatorische Grundversicherung in einem eingeschriebenen Brief kündigen. Der Kündigungsbrief müsste bei der Kasse am 28. November eintreffen. Zugleich schicken Sie einen zweiten Brief an die neue Versicherung, mit Personalien und Geburtstag und der von Ihnen gewünschten Franchise. Sicherheitshalber senden Sie auch diesen Brief eingeschrieben.

Ich habe mich bei der Visana-Hotline wegen des Aufschlags für die Langzeitpflege erkundigt, weil er für mich zu gross ist. Die Antwort war, ich solle diesen Zusatz streichen, was ich auch tat. Nun ist mir nicht wohl dabei, weil ich 73 Jahre alt werde.

Das ist dennoch kein schlechter Entscheid. Denn was Sie an Spitalpflege brauchen, erhalten Sie auch mit der Grundversicherung. Die Langzeitpflege ist ein Risiko, das diese Zusatzversicherung auch nicht zu 100 Prozent deckt.

Kommt im Pflegefall diese Versicherung zum Zuge oder zuerst das eigene Vermögen?

Zunächst die Versicherung. Haben Sie dafür keine, dann müssen Sie Leistungen, die nicht von der obligatorischen Grundversicherung abgedeckt sind, aus dem eigenen Portemonnaie zahlen. Auch das eigene Vermögen muss man dafür brauchen und allenfalls das eigne Haus belasten. Ich würde es bei diesem Entscheid belassen. Falls Sie noch etwas Reserven haben und das Haus nicht belastet ist, dann haben Sie etwas auf der Seite und müssen sich nicht sorgen.

Ich bin bei der EGK-Gesundheitskasse und habe dort auch die Zusatzversicherung. Ich überlegte, die Grundversicherung zu wechseln und merkte, dass sie dafür einen administrativen Kostenzuschlag. . .

. . . . von 20 Franken verlangt. Die Kassen dürfen das, und es ist rechtens. Die Gesundheitskasse ist die einzige, soweit mir bekannt, die dies gegenwärtig auch tut. Es fragt sich da, ob Sie nicht auch die Zusatzversicherung wechseln wollen.

Diese wurde aber nicht erhöht, so muss ich es mir fürs nächste Jahr überlegen.

Diese müssen Sie in der Regel, drei Monte im Voraus, also per Ende September kündigen.

Die Spitalzusatzversicherung wird immer teurer, aber meine Rente wird deswegen nicht höher. Dazu habe ich eine Versicherung für Prävention und Komplementärmedizin, für die Brille und Spital im Ausland. Nötig?

Spital im Ausland haben Sie auch in der Grundversicherung abgedeckt zum doppelten Schweizer Tarif. Wie reisefreudig sind Sie?

Ich bin 80 und habe aufgehört, ins Ausland zu reisen.

Also brauchen Sie diese Versicherung nicht mehr. Zur Brillenzusatzversicherung: Auch in der Grundversicherung haben Sie alle fünf Jahre Anrecht auf Leistungen. Überlegen Sie sich, ob Sie die Leistungen Prävention und Komplementärmedizin brauchen. Gehen Sie nicht zum Naturheilarzt, dann können sie auch darauf verzichten.

Ich bin bei Progrès grundversichert und habe ihre Zusatzversicherung von Helsana. Ich stehe vor einer Knieoperation. Was kann ich von meiner Zusatzversicherung Öko ganze Schweiz erwarten?

Grundsätzlich sind Sie in je dem Akutspital in der ganzen Schweiz auf der allgemeinen Abteilung versichert. Gehen Sie in ein Zweierzimmer, müssen Sie die Differenz selbst bezahlen. Sie können im Spital abklären, was Sie für das Zweierzimmer zusätzlich zahlen müssten. Die allgemeine Abteilung ist bei Ihnen auf jeden Fall gut abgedeckt. In einem öffentlichen Spital sind Sie jetzt sogar doppelt versichert.

"Je nachdem, welche Kasse Sie wählen, handeln Sie sich Kunden-Unzufriedenheit ein."

Es dauert immer länger, bis ich von Visana das Geld erhalte. Concordia, wo mein Mann versichert ist, rechnet viel schneller ab. Kann es sein, dass Visana mehr Angelegenheiten zu erledigen hat?

Das sollte bei der Abrechnung eigentlich keine Rolle spielen.

Warum zahle ich bei Swica für die Zusatzversicherung viel weniger als mein Mann bei Visana?

Das ist so, weil die Swica die Prämie der Zusatzversicherung nicht nach aktuellem Alter taxiert, sondern nach dem Eintrittsalter in die Versicherung.

Die Fragen der Leserinnnen und Leser beantwortete ein Team der Berner Firma Fairsicherungsberatung (Holzikofenweg 22, 3007 Bern, Telefon 031 378 10 10). Sie berät Private und Firmen gegen Honorar und ist damit nicht von Vermittlungsprovisionen von Versicherungen abhängig. Solche gibt sie an die Kunden weiter.

TARIF

Schweiz allgemein

Ob bereits im Jahre 2004 Patienten nur mit der obligatorischen Krankenversicherung auf der allgemeinen Abteilung der Privatspitäler behandelt werden, steht bis jetzt noch nicht definitiv fest. Die Privatspitäler im Kanton Bern und die Krankenversicherer, Santésuisse, haben zwar im Oktober Pauschaltarife für die allgemeine Abteilung ausgehandelt. Doch bis jetzt hat die Regierung des Kantons Bern diesen Tarif noch nicht genehmigt. Santésuisse rät deshalb den Versicherten, für das Jahr 2004 die Zusatzversicherung allgemeine Abteilung, ganze Schweiz, zu behalten.

--- ENDE Pressemitteilung Warum muss ich aufs Geld warten? ---


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