HMO als Rezept gegen steigende Prämien

08.10.2003

Uhr Lesedauer: 5 Minuten


08.10.2003, Immer mehr Krankenversicherte schliessen sich einer HMO-Praxis an und sparen damit Prämien. Doch das System wird in Frage gestellt. Um bis zu 20 Prozent tiefer fällt die monatliche Krankenkassenprämie aus, wenn man sich einer HMO- Praxis anschliesst.


Der Versicherte verzichtet auf die freie Arztwahl und verpflichtet sich, immer zuerst die HMO-Praxis aufzusuchen. Die ÖKK Luzern verzeichnet im HMO-Bereich jährliche Zuwachsraten von 20 Prozent, mittlerweile sind gegen 10 000 Versicherte dabei. Direktor Donald Locher ist überzeugt, dass mit diesem System die Kostenentwicklung positiv beeinflusst werden kann. Grund: Doppelspurigkeiten würden vermieden, und die Ärzte würden Patienten optimal statt maximal behandeln.

Doch Gesundheitsökonom Willy Oggier zweifelt an der Wirksamkeit dieses Modells. Die tieferen Prämien führt er nicht auf wirtschaftlichere Behandlungen zurück, sondern in erster Linie auf die Tatsache, dass vor allem gesunde Menschen dieses Modell wählen würden. Zudem sei das Potenzial für HMO in der Schweiz nicht sehr gross, «die freie Arztwahl hat hier einen grossen Stellenwert». Krankenkassen gehen aber davon aus, dass nach den jüngsten Prämienschüben mehr Versicherte sich für ein Sparmodell erwärmen können. «In den letzten Jahren hat HMO klar an Akzeptanz gewonnen», stellt die ÖKK fest.

Alternatives Versicherungsmodell

Mit HMO die Prämie drücken

Je höher die Krankenkassenprämien steigen, desto attraktiver werden für Versicherte HMO-Modelle. Die Einsparungen sind riesig.

Auf die Frage, weshalb sie sich für ein HMO-Modell entschieden hat, muss Katja Christ keine Sekunde zögern: «Die Prämien sind tiefer und die Auswahl des medizinischen Angebots trotzdem gross», sagt die 31-Jährige. Sie ist bei der ÖKK-Gesundheitspraxis in Luzern dabei, wo sich neun Ärztinnen und Ärzte, darunter auch Spezialisten, eine medizinische Masseurin sowie eine Heilpraktikerin um das Wohl der Patienten kümmern. Eine klassische HMO-Praxis, die Schul- und Alternativmedizin unter einem Dach vereint.

Verzicht auf freie Arztwahl

HMO-Versicherte sind verpflichtet, im Krankheitsfall - ausgenommen im Notfall - immer zuerst ihre HMO-Praxis aufzusuchen. Sie verzichten damit also auf die freie Arztwahl. Je nach Bedarf werden sie an einen externen Spezialisten überwiesen. Die Behandlungen erfolgen koordiniert, Doppelspurigkeiten werden vermieden. Das ist laut ÖKK-Direktor Donald Locher einer der Gründe, weshalb die Prämien in einem HMO-Modell tiefer sind. Gewichtiger sind die anders gesetzten Anreize: Ein frei praktizierender Arzt verdient heute umso mehr, je mehr Behandlungen er dem Patienten zukommen lässt oder je häufiger er ihn aufbietet. Ärzte in einer HMO-Praxis hingegen erhalten meistens eine Pauschale pro Patient und müssen Budgetverantwortung wahrnehmen.

«Es wird weniger Unnötiges gemacht», erklärt Donald Locher die Vorteile dieses Systems, das vor etwas mehr als zehn Jahren aus den USA in die Schweiz übergeschwappt ist. Markus Birrer, medizinischer Leiter der ÖKK-Gesundheitspraxis in Luzern, fügt bei: «Das Endresultat muss stimmen. Es geht nicht darum, dem Patienten die maximale, sondern die optimale Behandlung zukommen zu lassen». Ein grosser Vorteil sei, dass die Ärzte spezielle Fälle im Team besprechen könnten, Röntgenbilder beispielsweise würden häufig gemeinsam beurteilt.

HMO-Versicherte können in diesem Modell ihre Prämie um bis zu 20 Prozent senken, in Kombination mit einer höheren Franchise sind die Einsparungen noch grösser (siehe Kasten). Allerdings stellt sich die Frage, inwiefern die tieferen Prämien auf effizienteren Behandlungen beruhen oder auf der Tatsache, dass häufig gesunde Menschen, die sowieso nicht viel zum Arzt müssen, eine solche Versicherungsform wählen.

Gesundheitsökonom Willy Oggier jedenfalls ist skeptisch. Seiner Ansicht nach wird das HMO-Modell hauptsächlich von gesunden Menschen bevorzugt. Das würde nichts anderes heissen, als dass gesunde Menschen auf Kosten der kranken von tiefen Prämien profitieren. Swica-Pressesprecherin Nicole Graf widerspricht. Sie verweist auf die Studie des sozialönomischen Instituts der Universität Zürich: Verglichen wurden die Daten von rund 500 000 Versicherten der Swica aus den Jahren 1997 bis 2002. Dabei zeigte sich, dass Versicherte mit gleicher Risikostruktur im HMO-Modell bis zu 26 Prozent weniger Gesundheitskosten verursachen. Professor Peter Zweifel, Leiter der Studie, begründet dies mit den geringeren Anreizen für unnötige Arztleistungen. Die Studie bestätigt auch die ÖKK in ihren Bemühungen, HMO-Modelle zu forcieren - in diesem Jahr hat die Krankenkasse eine HMO-Praxis in Zug übernommen. Dass sich hauptsächlich junge, gesunde Menschen und somit gute Risiken einem solchen Modell anschliessen, bestreitet der ÖKK-Direktor vehement. «Das Durchschnittsalter unserer HMO- Versicherten ist sogar etwas höher als jenes der anderen Grundversicherten», so Donald Locher.

CSS noch zurückhaltend

HMO-Modelle fördern möchte auch die CSS, die im Gegensatz zur ÖKK die Gesundheitspraxen nicht selber betreibt, sondern die Leistungen einkauft. CSS-Pressesprecher Stephan Michel glaubt an die positive Auswirkung der HMOs auf die Kostenentwicklung - «aber erst, wenn der Vertragszwang fällt». Ärzte in Netzwerken sollen dannzumal bevorzugt werden. Heute seien die Ärzte völlig frei, in einem solchen Modell mitzumachen. Ebenso die Patienten. Die Luzernerin Katja Christ ist eine von vielen, die von den tieferen Prämien profitieren will und dafür auf die freie Arztwahl verzichtet. «Ich werde in der HMO-Praxis nicht schlechter behandelt als bei einem Arzt, den ich frei wählen könnte.»

So sinken die Prämien

HMO-Versicherte erhalten bis zu 20 Prozent Rabatt auf ihre Prämie. Einige Beispiele: Bei der Concordia zahlt ab nächstem Jahr ein Stadtluzerner mit Grundfranchise 300 Franken (inklusive Unfall) eine Prämie von 232 Franken. Schliesst er sich einer HMO-Praxis an, zahlt er noch 186 Franken. Bei der ÖKK zahlt ein HMO-Versicherter in der Stadt Luzern 194 Franken statt 241 Franken, in Zug 174 Franken statt 204 Franken. Bei der CSS reduziert sich die Prämie in der Stadt Luzern von 232 Franken auf 197 Franken. Wird dazu noch die Franchise erhöht, sind die Ersparnisse noch viel grösser. Auf die bereits reduzierte Prämie gibt es bei der Maximalfranchise von 1500 Franken nochmals 30 Prozent Rabatt. Ins HMO-Modell können Versicherte innerhalb der gleichen Krankenkasse jederzeit auf Anfang eines Monats wechseln. Wer dafür die Krankenkasse wechseln muss, muss sie bis 28. November gekündigt haben.

HMO-Praxen sind hauptsächlich in städtischen Gebieten wie Zug und Luzern zu finden. Wer auf dem Land wohnt und nicht weite Anfahrtswege in Kauf nehmen will, kann sich anderen Modellen anschliessen wie dem Hausarzt-Modell, bei dem sich der Versicherte verpflichtet, immer zuerst den entsprechenden Hausarzt aufzusuchen. Die Art und Anzahl der alternativen Versicherungsmodelle variieren von Krankenkasse zu Krankenkasse. Für nähere Informationen wenden Sie sich am besten an Ihre Krankenkasse.

--- ENDE Pressemitteilung HMO als Rezept gegen steigende Prämien ---


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