Weniger Kinder, mehr Zukunft: Wie Familienplanung gelingen kann

06.05.2025 | von Stiftung Menschen für Menschen - Karlheinz Böhms

Uhr Lesedauer: 5 Minuten


06.05.2025, Zürich/Addis Abeba (ots) - In vielen ländlichen Gebieten in Afrika bekommen Frauen im Schnitt sechs Kinder. Für viele Familien bedeutet das: Erschöpfung, Hunger, Perspektivlosigkeit. Doch im Dorf Bukisa im südlichen Äthiopien zeigt sich, dass Veränderung möglich ist - wenn Aufklärung, Zugang zu Verhütungsmitteln und wirtschaftliche Perspektiven zusammenspielen.


Die 26-jährige Abezu Tilahun geht im Dorf Bukisa von Tür zu Tür. Als ehrenamtliche "Peer Educator" berät sie Frauen und Paare zu Familienplanung - eine Arbeit, die Menschen für Menschen im Projektgebiet Abaya in Südäthiopien initiiert hat. Nicht überall wird sie freundlich empfangen: "Manche rufen mir zu: Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten", erzählt sie. "Aber ich gehe trotzdem. Immer wieder."

Abezu Tilahun ist überzeugt, dass es für die Zukunft der Familien entscheidend ist, selbst über die Anzahl ihrer Kinder bestimmen zu können. Mehr als hundert Haushalte haben laut ihren Angaben nach ihren Beratungen mit Verhütung begonnen. Sie selbst ist Mutter von zwei Kindern - und Schülerin: Unter der Woche besucht sie die elfte Klasse in der nächstgelegenen Stadt. "Ich will zeigen, dass man auch nach der Hochzeit noch lernen und sich entwickeln kann", sagt sie.

Kirche als Multiplikator

Auch Pastor Terefe Woticha spricht offen über Familienplanung - am Pult in seiner kleinen Kirche, die aus Plastikplanen und Eukalyptusstangen besteht. Der 57-Jährige ist Vater von acht Kindern. "Für mich kommt das Bibelwort zu spät", sagt er und zitiert aus dem Epheser-Brief: "Achtet genau darauf, wie ihr lebt - nicht als Unwissende, sondern als Weise!"

Früher konnte er mit dem Verkauf von Honig und Mais seine Familie ernähren. Aber im Klimawandel würden die Ernten erratischer. Das Einkommen reiche nicht mehr aus. "Kinder sind ein Geschenk Gottes", sagt er, "aber man muss auch für sie sorgen können." Menschen für Menschen hat gezielt religiöse Würdenträger wie ihn geschult, um das Thema Familienplanung im Einklang mit dem Glauben in die Gemeinden zu bringen. Seine Gemeinde zieht mit. "Früher wussten wir kaum etwas über Familienplanung", sagt Gemeindemitglied Tsehaynish Samuel. "Aber jetzt verhüten bestimmt sechzig, vielleicht sogar achtzig Prozent der Frauen."

Menschen für Menschenhat eine unabhängige Evaluation in Auftrag gegeben. Demnach ist der Anteil der Ehepaare im Projektgebiet Abaya, die sich aktiv für Verhütung entschieden haben, in den letzten drei Jahren um 21 Prozent gestiegen.

Schulungen in Spargruppen

Ein weiterer Weg, um Frauen zu erreichen, führt über genossenschaftliche Spargruppen. Dort erhalten die Mitglieder neben betriebswirtschaftlichem Basiswissen auch Informationen zu Gesundheit, Ernährung - und Familienplanung.

Shewaye Lilo ist 25 Jahre alt, Mutter von zwei Söhnen und Mitglied einer solchen Gruppe in Bukisa. "In der Genossenschaft lerne ich nicht nur, wie man Geld spart, sondern auch, wie man an Kindern spart", sagt sie. "Ich meine damit: Ohne die Spargruppe hätte ich sicher schon fünf Kinder." Heute betreibt sie einen kleinen Getränkeverkauf und handelt mit Kotcho, dem lokalen Grundnahrungsmittel. Ihre Geschäftsidee finanzierte sie mit einem Mikrokredit aus der Spargruppe, die von Menschen für Menschen ins Leben gerufen wurde.

Familien wollen verhüten

Landesweit zeigt sich dieses Bild: Laut offiziellen Statistiken nutzen 41 Prozent der äthiopischen Frauen moderne Verhütungsmethoden - weitere 22 Prozent würden gerne verhüten, haben aber keinen Zugang. Die Gründe reichen von gesellschaftlichem Druck bis zu Versorgungsengpässen. Vor allem auf dem Land fehlen häufig die Präparate. Zwar bieten staatliche Gesundheitsstationen die Dreimonatsspritze oder die Anti-Baby-Pille an - "aber oft nur in der Theorie", sagt Michael Kesselring, Co-Geschäftsführer von Menschen für Menschen. "In der Praxis sind die Mittel in entlegenen Einrichtungen oft nicht vorrätig. Deshalb versorgen wir die Gesundheitsstationen jetzt gezielt mit Verhütungsmitteln - damit Frauen nicht ungewollt schwanger werden, nur weil es am Material fehlt."

Neues Projektgebiet Raphe

Im neuen Projektgebiet Raphe, dem Nachbardistrikt von Abaya, setzt Menschen für Menschen auf landwirtschaftliche Unterstützung, wirtschaftliche Eigenständigkeit - und Aufklärung über Familienplanung. Shibere Tamirat, eine Kleinbäuerin in der Region, schildert das Problem mit klaren Worten: "Viele Familien haben nicht genug zu essen. Deshalb müssen wir das Wachstum der Bevölkerung eindämmen."

Die Müttersterblichkeit in Äthiopien ist hoch. Eine von 66 Frauen stirbt im Kindbett. Frühehen sind weitverbreitet: Vier von zehn jungen Frauen heiraten vor dem 18. Geburtstag, jede siebte sogar im Alter von 14 Jahren. Nur wenn Mädchen zur Schule gehen, Frauen wirtschaftlich unabhängiger werden und der Zugang zu Verhütung gesichert ist, kann sich das ändern: "Dass wir den Menschen das Wissen und die Möglichkeit zur Familienplanung bieten, ist eine Voraussetzung für Entwicklung", sagt Michael Kesselring. "Jedes Kind, das zur Welt kommt, soll ein Wunschkind sein."

Medienkontakt:
Für zusätzliche Informationen oder Interviews mit Experten, wenden Sie sich bitte an:
Michael Kesselring
m.kesselring@mfm.ch
Tel.: +41 (0)43 499 10 60



--- ENDE Pressemitteilung Weniger Kinder, mehr Zukunft: Wie Familienplanung gelingen kann ---

Über Stiftung Menschen für Menschen - Karlheinz Böhms:

Menschen für Menschen setzt sich gegen Armut und Hunger ein. Die Stiftung wurde von dem Schauspieler Karlheinz Böhm (1928 - 2014) gegründet.

Im Geiste des Gründers schafft das Schweizer Hilfswerk Lebensperspektiven für die ärmsten Familien in Äthiopien. Ziel der Arbeit ist es, dass sie in ihrer Heimat menschenwürdig leben können.

Schwerpunkte der einzelnen Projekte sind Frauenförderung, Berufsbildung, Mikrokredite, Kinderhilfe, Familienplanung und landwirtschaftliche Entwicklung. Die Komponenten werden nach den lokalen Bedürfnissen kombiniert und mit sorgfältig ausgewählten einheimischen Partnern umgesetzt.


Quellen:
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