Das Gemunkel, das die Novartis-Mitarbeitenden seit den Ankündigungen im April verunsicherte, wird heute bestätigt. Der Konzern plant in der Schweiz den Abbau von 1400 Stellen über die nächsten drei Jahre. Für die betroffenen Schweizer Angestellten - dieses Mal voraussichtlich viele gut entlöhnte Stabsstellen -, die Pharma-Branche, ja die gesamte Schweizer Exportwirtschaft ist dieser Entscheid äusserst schmerzhaft.
Pharmaindustrie ist tragende Säule unserer Wirtschaft
Angesichts der Bedeutung der Pharmaindustrie für die Schweizer Wirtschaft dürfte man annehmen, dass sich Novartis, einer der beiden grossen Branchenplayer hierzulande, der Verantwortung für den Standort Schweiz bewusst ist. Daran kommen nun Zweifel auf. Ohne Not sollen u.a. qualifizierte Stellen ins billigere Ausland verschwinden. "Wir lassen uns von Novartis nicht den Industriestandort in Basel zerstören", sagt Pierre Derivaz, Branchenverantwortlicher bei Angestellte Schweiz. Denn die Aussichten sind nämlich gemäss den Prognosen von BAK Economics für die Pharmabranche auch für die kommenden Jahre sehr positiv. Die Konjunkturforscher prognostizieren für das laufende Jahr 6% reales Wertschöpfungswachstum, für 2023 5%. "Vor diesem Hintergrund abzubauen ist verantwortungslos. Wir werden die Novartis-Angestellten bestimmt nicht allein ihrem Schicksal überlassen und alles daransetzen, die Beschäftigung bei Novartis in der Schweiz zu halten und zu sichern", sagt Pierre Derivaz.
Anders als in anderen Branchen üblich, werden die potenziell betroffenen Mitarbeitenden nicht von einem externen und von der Firma unabhängigen Sozialpartner unterstützt.
Zweifelhafte Wirkung
Angestellten Schweiz bezweifelt stark, dass die Massnahme bei Novartis die erhoffte Wirkung in Form einer Erhöhung des Aktienkurses haben wird. Dies aus einer Reihe von Gründen:
Angestellte Schweiz fordert Novartis auf, die massive Stellenverlagerung nochmals zu reflektieren und externe Sozialpartner beizuziehen, um den Angestellten eine langfristige Perspektive zu bieten. Weiter soll der Konzern Verantwortung übernehmen für qualifizierte Arbeitsplätze in der Schweiz. Sollte es dennoch zu Kündigungen kommen, müssen die wirtschaftlichen Nachteile für die Betroffenen voll ausgeglichen werden.
Eine so massive Restrukturierung, wie sie Novartis plant, hat auch eine politische Dimension. Der internationale Wettbewerb, die Digitalisierung und der Zugang zu Fachkräften dürfen nicht länger mit Offshoring beantwortet werden. Vielmehr müssen die Herausforderungen beschäftigungspolitisch angegangen werden. Es muss in Aus- und Weiterbildung investiert werden und die Unternehmen müssen sich verpflichten, ihre Beschäftigten für die postpandemischen Veränderungen zu qualifizieren.
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