Hier wird die Rechnung besonders happig

09.09.2003


09.09.2003, Die Prämien-Tricks von Couchepin Das wird der Prämienbschiss des Jahres: Um die Erhöhung der Krankenkassenprämien auf 5 Prozent runterzuschönen, greift Sozialminister Pascal Couchepin (61) zu allen Tricks. Viele Versicherte werden nach den Wahlen merken, dass für sie die Couchepin-Rechnung nicht aufgeht.

Der Politfuchs Couchepin ist dreimal schlauer als seine Vorgängerin Ruth Dreifuss (63). Die stand jeden Oktober wie eine Mutter Courage in den Prämienregen - und schockte die Versicherten in den letzten Jahren sogar mit 10-Prozent-Aufschlägen.

Anders Couchepin: Der lässt sein Bundesamt für Sozialversicherung (BSV) seit Wochen an den Prämien 2004 herumhobeln. Mit drei Tricks will er kurz vor den Wahlen ein Prämienkunststück vortäuschen.

- TRICK EINS: Offiziell wird die Prämienerhöhung 2004 vom BSV auf durchschnittlich 5 Prozent runtergedrückt. Couchepin präsentierte sich als Prämiensenker.

- TRICK ZWEI: Still abkassiert werden dafür die über eine Million Versicherten mit höheren Wahlfranchisen. Ihre jetzigen Rabatte werden um 5 bis 10 Prozent gekürzt - von 40 auf 30 Prozent etwa bei der höchsten Franchise von 1500 Franken. Allein das bedeutet saftige 16 Prozent mehr Prämien.

- TRICK DREI: Die Prämienregionen werden für alle Krankenkassen vereinheitlicht. Die Kassen müssen deshalb viele Orte in eine andere Region umzonen.

Die Folge der "Umsiedlung":

- Hunderttausende Versicherte in der ganzen Schweiz kommen in eine teurere Region.

- Der Internetvergleichsdienst Comparis hat hochgerechnet, dass die Neuzuteilung in 1168 Gemeinden zu Prämienaufschlägen führen kann.

- Davon sind mal 97 Prozent, mal nur 4 Prozent der Gemeindebevölkerung betroffen.

Die grosse BLICK-Tabelle zeigt jene Deutschschweizer Gemeinden, in denen mehr als die Hälfte der Einwohner mit einer höheren Prämie rechnen muss. Die vollständige Comparis-Liste mit allen betroffenen Gemeinden kann im Internet abgerufen werden: http://service.blick.ch

Bundesrat Couchepin beteuert, nur wenige würden bis zu 25 Prozent mehr Prämie zahlen. Das Beispiel in der nebenstehenden Tabelle beweist aber: Die Rechnung fällt viel happiger aus, wenn zum Rabattverlust noch die Versetzung in eine teurere Region kommt. Und aufgepasst: Die 5 Prozent Aufschlag bei der Grundprämie sind nur Durchschnitt. Je nach Kasse können das auch 10 Prozent sein.

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Prämienschock wie nie zuvor

Die Entwicklung der Krankenkassenprämien ist in diesem Jahr sehr unübersichtlich. Gesundheitsexperten warnen: Der grosse Anstieg steht uns noch bevor.

Die Prämienlast drückt schwer. Die kontinuierlichen Aufschläge sprengen Budgets und machen den Kreis der Prämienverbilligungsbezüger immer grösser. 2004 beeinflussen zahlreiche Sonderfaktoren die Prämienhöhe. Diese Sonderfaktoren sind dafür verantwortlich, dass einige Prämienzahler mit einer geringen Erhöhung davonkommen und andere einen Prämienschock wie nie zuvor erleben werden.

Die Pechvögel

Gemäss Sozialminister Pascal Couchepin kann die Prämie im Extremfall um bis zu 25 Prozent steigen (siehe Ausgabe vom Samstag). Darauf müssen sich jene Versicherte gefasst machen, die heute dank der Maximalfranchise von 1500 Franken den Maximalrabatt von 40 Prozent erhalten und die gleichzeitig in eine teurere Prämienregion umgeteilt werden.

Zur Wahlfranchise: Der Bundesrat hat im Juni ein Reformpaket verabschiedet, das eine Senkung des Rabatts auf Wahlfranchisen vorsieht - davon sind knapp die Hälfte aller Versicherten betroffen. Wer heute vom 40-Prozent-Rabatt auf der Maximalfranchise profitiert, erhält nur noch 30 Prozent. Alleine das bedeutet für die rund 630 000 Versicherten eine Prämienerhöhung um rund 16 Prozent. Wer seine Franchise auf 400 Franken festgesetzt hat, und das sind mehr als eine Million Menschen, erhält nur noch 3 Prozent Rabatt. Das entspricht einem Prämienanstieg um 5 Prozent.

Zu den Prämienregionen: Das Bundesamt für Sozialversicherung (BSV) hat die Prämienregionen neu definiert. Bis anhin konnte jede Krankenkasse die Regionen, die sich in der Höhe der Prämien unterscheiden, selber definieren. Neu sind die Vorgaben des BSV für alle Krankenkassen verbindlich, was bei einigen Versicherten die Prämie beeinflussen wird. Dieser Effekt kann die Prämien um bis zu 10 Prozent erhöhen (siehe Kasten).

Kurzum: Die Lage ist extrem unübersichtlich. Im Oktober werden die Krankenkassen ihre Versicherten über die Prämien 2004 informieren und sich darum bemühen, den Prämienschock als verdaubar zu erklären. Wer mit einem geringen Anstieg davonkommt, sollte sich keine Illusionen machen: Die Kosten steigen im gleichen Tempo wie in den vergangenen Jahren, sie werden jetzt einfach auf jene stärker überwälzt, die mit einer günstigen Prämienregion oder hohen Wahlfranchisen auf einem tieferen Prämienniveau sind.

"Ich sehe keine Anzeichen, dass in den nächsten Jahren die Kostenspirale durchbrochen wird." - Stephan Michel, CSS

Experten wie der Gesundheitsökonom Jürg H. Sommer von der Universität Basel kritisieren, dass mit der Rabattreduktion auf Wahlfranchisen genau jene gestraft werden, die sich kostenbewusst verhalten. Peter Marbet, Mediensprecher des Krankenversichererverbandes Santésuisse, befürchtet, dass viele Versicherte auf die Grundfranchise übergehen werden und entsprechend mehr Leistungen in Anspruch nehmen. Doch genau dieses Verhalten müsste durchbrochen werden, um die Kostenspirale in den Griff zu kriegen. Jürg H. Sommer warnte vorgestern in der TV-Sendung «Cash-Talk»: «Der grosse Anstieg steht noch bevor.» Er begründet dies mit den medizinisch-technischen Fortschritten und den falschen Anreizen im Gesundheitswesen.

Auch Stephan Michel, Mediensprecher bei der CSS, sieht keine Anzeichen, dass in den nächsten Jahren die Kostenspirale durchbrochen wird - ausser mit Hilfe der Politik (Revision des Krankenversicherungsgesetzes). Doch die Mühlen mahlen langsam, weitere Prämienschocks werden folgen. Michel glaubt, dass heuer mit den zum Teil happigen Aufschlägen mehr Versicherte die Krankenkasse wechseln werden. Sie haben dafür Zeit bis zum 30. November. - VON MANUELA SPECKER

Wohnort beeinflusst die Prämienhöhe

Die Neueinteilung der Prämienregionen führt dazu, dass zahlreiche Krankenkassen ihre Versicherten per 1. Januar 2004 von einer billigeren in eine teurere Region umteilen müssen - oder im Glücksfall umgekehrt. Der Vergleichsdienst www.comparis.ch hat berechnet, wie viel Prozent der Versicherten wegen dieses Faktors neben der regulären Prämienerhöhung mit einer zusätzlichen Belastung rechnen müssen. Fazit: Die Agglomerationsgemeinden im Kanton Luzern sind am stärksten betroffen, aber auch Gemeinden in den Kantonen Zug und Schwyz bleiben nicht verschont. In Obwalden, Nidwalden und Uri, wo bereits eine Einheitsprämie gilt, bleibt alles beim Alten.

Die Verlierer

Kanton Luzern: An der Spitze der Verliererliste steht Emmen. Dort müssen 90 Prozent mit einer stärkeren Prämienbelastung rechnen. Es folgen Ebikon (83 Prozent), Horw, Littau und Kriens (alle 78 Prozent). Überproportional betroffen sind auch Oberkirch, Eich, Meierskappel, Sursee, Ruswil, Neuenkirch, Werthenstein, Wolhusen, Sempach, Nottwil, Schenkon (alle 73 Prozent) sowie Malters, Root (beide 72 Prozent), Dierikon, Udligenswil (beide 71 Prozent), Rothenburg (68 Prozent), Buchrain (67 Prozent) und Adligenswil (59 Prozent).

Kanton Schwyz: Mit je 17 Prozent betroffen sind Muotathal, Riemenstalden, Unteriberg, Innerthal, Oberiberg, Morschach, Vorderthal, Illgau.

Kanton Zug: Wie im Kanton Schwyz ist auch im Kanton Zug die Wahrscheinlichkeit kleiner, dass die neue Regioneneinteilung die Prämienhöhe negativ beeinflusst: Hünenberg, Unterägeri, Risch, Oberägeri, Menzingen, Neuheim, Walchwil, Steinhausen (alle 12 Prozent).

Die Gewinner

Von den neuen Prämienregionen können einige auch profitieren:

Kanton Luzern: Meggen (20 Prozent)

Kanton Schwyz: Tuggen, Reichenburg, Feusisberg, Wangen, Galgenen, Altendorf, Freienbach, Lachen, Schübelbach (alle 17 Prozent), Sattel, Steinerberg, Einsiedeln, Steinen, Rothenthurm, Lauerz, Gersau, Wollerau, Arth, Schwyz, Ingenbohl, Küssnacht am Rigi, Alpthal (alle 16 Prozent).

Kanton Zug: Zug, Baar und Cham (alle 12 Prozent)

Aufgeführt sind nur jene Gemeinden, bei denen mehr als 10 Prozent der Versicherten von einer Änderung betroffen sind. Die prozentualen Werte sind als Maxima zu verstehen, da die Krankenkassen weiterhin in einem Kanton mit mehreren Prämienregionen nur eine - preislich mittlere - Prämienregion führen können oder zwei Regionen tariflich zusammenfassen.

--- ENDE Pressemitteilung Hier wird die Rechnung besonders happig ---


Weitere Informationen und Links:


Erfasst auf
 Krankenversicherung.ch

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