Das sind die besten Krankenkassen

22.08.2003

Uhr Lesedauer: 7 Minuten


22.08.2003, Prämien, Service, Finanzkraft: Alle Versicherer mit mehr als 100 000 Kunden im Test. Die Kleinste ist Spitze: Die einstige SBB-Krankenkasse Atupri verdrängt die KPT vom ersten Platz im CASH-Rating der grössten Krankenkassen.


Alljährlich der gleiche Ärger: Im Oktober orientieren die Krankenassen ihre Kunden über den Prämienaufschlag für das kommende Jahr. Danach kann man sich in Ruhe überlegen, den Versicherer zu wechseln. Damit lassen sich locker 100 Franken pro Monat sparen. CASH sagt, welcher Versicherer nicht nur günstig, sondern auch gut ist: Bereits zum fünften Mal haben wir die grössten Krankenkassen einem umfassenden Gesundheitstest unterzogen. Erstmals wurden alle Versicherer mit über 100000 Kunden untersucht. Sie decken mit 6,6 Millionen Versicherten über 90 Prozent des Gesamtmarktes ab. Siegerin ist die einstige SBB-Kasse Atupri. Die KPT landete auf dem zweiten Platz. Sie steht zum fünften Mal hintereinander auf dem Podest.

Erneut auf dem letzten Platz liegt die Genfer Intras. Sie erlitt einen Verlust von 81 Millionen Franken, davon 67 Millionen in der Grundversicherung. Die Reservequote schrumpfte von 6,8 auf 0,6 Prozent. Gesetzlich vorgeschrieben wären in der Grundversicherung 15 Prozent. Kassen mit weniger als 250 000 Kunden benötigen 20 Prozent.

Die 14 grössten Kassen verzeichneten im letzten Geschäftsjahr in der Grundversicherung einen kumulierten Verlust von 106 Millionen Franken. Das ist eine grosse Verbesserung: 2001 belief sich das Minus dieser Kassen noch auf 635 Millionen. Damals verbuchte allein die Helsana-Gruppe einen Rekordverlust von 323 Millionen Franken. Sie ist wieder in der Gewinnzone.

Krankenversicherungen: Fünf grosse Kassen sind krank. Seite 10

Fünf grosse Kassen sind krank

Am schlimmsten hat es die Intras in Genf erwischt. Alle Grosskassen in der Romandie schwächeln. Nur der Assura gehts gut. Dafür ist der Service mies.

Börsenkrise, Kostensteigerungen und die fatale Politik der Aufsichtsbehörde, des Bundesamts für Sozialversicherung (BSV). Das sind die Gründe, warum bei den meisten Kassen mit über 100000 Versicherten die Reserven schmelzen: Die Versicherer wurden gezwungen, Reserven zur Prämiendämpfung einzusetzen. Bei vielen führte das, gepaart mit einer Wachstumsstrategie, in die Verlustzone.

Nur die Visana verfügt über Speck in der Grundversicherung, um mit Reserven gezielt Prämienerhöhungen abzufedern. Fünf Kassen unterschreiten die nach Krankenversicherungsgesetz (KVG) vorgeschriebene Reservequote (siehe Glossar auf Seite 12) in der Grundversicherung massiv. Das führt meist dazu, dass sie ihre Prämien stärker als andere anheben müssen.

Es gibt für Grosse zwei Auswege aus dem Dilemma: Prämien sparende Modelle oder Kassenkonglomerat. Vorreiterin dafür spielte die Walliser Groupe Mutuel, unter deren Dach 16 eigenständige Kassen vereint sind. In jeder Region geht eine dieser Mutuel-Firmen mit einer Tiefstprämie für die Grundversicherung auf die Jagd nach jungen Versicherten. Das zieht Kassenwechsler an. Sie sind gesund und verursachen wenig Kosten. Alle anderen 15 Mutuel-Kassen sind meist teurer. Doch das wird kaum kommuniziert.

Diese Strategie kopiert nun auch die Helsana-Gruppe. Zu diesem Zweck lanciert sie neben ihrer günstigeren Tochter Progrès gleich auch noch die zwei Billigkassen Avanex und Sansan. Ein Blick in den Prämienvergleich im Internetportal www.comparis.ch zeigt die Prämiendifferenz: Ein Zürcher Helsana- Kunde dürfte 2004 rund 350 Franken pro Monat für die Grundversicherung mit Minimalfranchise und Unfalleinschluss bezahlen. Bei der Progrès sind es nur 294, bei der Avanex 302 und bei der Sansan 304 Franken.

Den anderen Weg geht Swica-Chef Hans-Ueli Regius. Er verzichtet auf die Lancierung einer Billigkasse und setzt schweizweit auf Sparangebote wie Hausarztmodelle und HMO (Health Maintenance Organization). Das zahlt sich aus: Die Swica klettert erstmals aufs CASH-Podest. Es hapert nur noch bei der Transparenz. Das wird sich ändern, denn ab 2004 ist es vorbei mit der Geheimniskrämerei vieler grosser Kassen. Darin ist die Intras Meister: Der siebtgrösste Versicherer der Schweiz publizierte für das Geschäftsjahr 2002 lediglich eine Hochglanzbroschüre mit dem hochtrabenden Titel Unternehmensvision ». Das Heft enthält weder eine Bilanz noch einen Bericht der Revisionsstelle.

Interessant ist nur der Hinweis, dass Intras-Generaldirektor François Barman den Aktienanteil des Wertschriftendepots auf null heruntergefahren hat. Andere Kassenchefs blieben trotz ebenfalls negativen Finanzergebnissen gelassener: So senkte der Helsana- Konzern den Aktienanteil 2002 von 21,4 auf 9,8 Prozent.

Die Sanitas verringerte die Quote nur um 4 auf 32 Prozent. Der hohe Aktienanteil führte zu Wertberichtigungen von 130 Millionen Franken auf den Kapitalanlagen im Wert von 1,2 Milliarden. Der Unternehmensverlust erhöhte sich auf 78 Millionen Franken. Die KVG-Reservequote sank unter das vorgeschriebene Minimum von 15 Prozent.

Weit schlechter ist der Zustand des Grundversicherungsgeschäfts der Intras. Doch das wird in den «Unternehmensvisionen» verschleiert. CASH wurden die wichtigsten Kennzahlen übermittelt. Die KVGReserven beliefen sich Ende 2002 auf 0,6 Prozent. Dies bedeutet, dass das Eigenkapital noch 5 statt 130 Millionen Franken beträgt. Deshalb erhöht die Intras ihre Grundversicherungsprämien bereits ab Oktober um durchschnittlich 10 Prozent.

Die Krise ausgelöst hat das Management, das Ende der Neunzigerjahre die Prämien zu tief kalkulierte und damit einen hohen Zuwachs der Versichertenzahlen provozierte. Dabei wurde der enorme Finanzbedarf zur Bildung von Reserven und Rückstellungen sowie für den Risikoausgleich für die neuen Kunden unterschätzt.

Auch Mutuel-Kassen auf der Liste der Problemfälle

Dieser Hebeleffekt liess die Reserven auch bei der waadtländischen Philos und der Groupe Mutuel abschmelzen. Der Gesundheitszustand ihrer 16 Kassen dürfte erst im Herbst bekannt werden. Dann publiziert das BSV die Aufsichtsdaten aller Kassen. Sie entsprechen in etwa den Kennzahlen, die CASH für die grössten Versicherer veröffentlicht.

2001 unterschritten elf Mutuel- Kassen die vorgeschriebene KVGReservequote. Anzunehmen ist, dass ein Grossteil aller Firmen der Walliser Gruppe auf der Liste der Problemfälle figuriert, deren Finanzen vom BSV besonders genau unter die Lupe genommen werden. Dazu gehören auch die Intras, die ÖKK Luzern und Ostschweiz, die Philos, die Sanitas, die Helsana sowie kleinere Kassen wie Accorda, Galenos, KBV oder Supra.

Zwar schaffte Helsana-Chef Manfred Manser den Turnaround. Nach dem Rekordverlust von 386 Millionen im Geschäftsjahr 2001 erzielte die Gruppe 2002 einen Gewinn von 40 Millionen Franken. Saniert ist der Konzern noch nicht, verharren doch die KVG-Reserven bei 7,3 Prozent. Zudem wies auch die Helsana- Kasse Progrès Ende 2002 eine erheblich zu tiefe Reservequote aus. Dies ist das Resultat des Wachstums von fast 70 Prozent in einem Jahr. Ein grosser Teil der Kunden stammt von der Helsana, die deswegen nicht mehr die grösste Kasse ist.

Ein Problem ganz anderer Art hat der Verband der Öffentlichen Krankenkassen Schweiz (ÖKK). Geplant war, die unabhängigen Kassen in Aadorf, Basel, Bern/Freiburg, Landquart, Luzern und Winterthur bis 2005 zu fusionieren, was Transparenz schafft. Doch kürzlich kündigten die ÖKK in der Ost- und der Innerschweiz ihren Austritt an. Sie wollen selbständig bleiben.

Zwei Öffentliche Krankenkassen verlassen den Verband

Das schwächt die ÖKK Schweiz. Der Verband verliert auf Ende Jahr über 70000 Versicherte und muss in 12 Kantonen bei null beginnen. Obendrein scheren mit den ÖKK Aadorf und Luzern die Kassen aus, deren Grundversicherte im Durchschnitt nur 33 Jahre alt sind. Das hat zur Folge, dass das Durchschnittsalter der ÖKK Schweiz von 38,3 Jahren nach oben schnellen dürfte, was auch höhere Prämien verursachen könnte. Für den Präsidenten der ÖKK Schweiz, Beat Ochsner, bedeutet dies: «Unser Fusionsprojekt kann nicht wie bisher weitergeführt werden. Wir haben die Prioritäten neu gesetzt und werden weitere Formen verstärkter Zusammenarbeit prüfen. Der unternehmerische Zusammenschluss bleibt eine Option.»

In blendender Form präsentiert sich hingegen die einstige SBB-Kasse mit dem merkwürdigen Namen Atupri. Sie verblüfft mit ihrem Service sowie attraktiven Prämien. Vor einigen Monaten rangierte sie bereits im Rating des Wirtschaftsmagazins «Bilan» auf dem zweiten Platz ? hinter der KPT. In CASH ist es nun genau umgekehrt.

Tiefe KVG-Prämien, aber ein schlechter Service: Deshalb bleibt die waadtländische Assura im hinteren Mittelfeld. Ihre Kunden erhalten im Krankheitsfall keinen Apothekerschein. Daher müssen in einer Apotheke per Rezept bezogene Medikamente vorerst aus dem eigenen Sack bezahlt werden. Quittungen für Pillen sowie Arzt- oder Spitalrechnungen dürfen erst eingesandt werden, wenn der Gesamtbetrag die gewählte Franchise überschreitet. Damit senkt die Assura ihre Administrationskosten.

Äusserst kundenunfreundlich ist das Verhalten des Direktors der EGK-Gesundheitskasse, Rolf Barfuss. Er beantwortet keine Fragen für Medienratings. Auch sein Geschäftsbericht ist nicht transparent. Deshalb ist die EGK, die mit über 100,000 Kunden zu den 15 grössten Kassen zählt, kein Tipp.

--- ENDE Pressemitteilung Das sind die besten Krankenkassen ---


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