21.08.2003
Lesedauer: 3 Minuten
21.08.2003, Mit der Lancierung eines Generikums des Magen-Darm-Medikaments Prilosec in den USA (BaZ von
gestern) läutet Novartis einen Preiskampf in der Pharmabranche ein. Prilosec von Astra Zeneca hat
im vergangenen Jahr einem Umsatz von 6,5 Mrd. Fr. erzielt und gilt damit als eines der meist
verkauften Medikamente weltweit.
Der jährliche Umsatz für diesen Markt wird weltweit auf 20 Mrd. Fr. geschätzt. Für Aufsehen sorgt Novartis mit der Ankündigung deshalb, weil es den baldigen Verkauf des Nachahmerproduktes bekannt gegeben hat, bevor die richterliche Bewilligung dafür vorliegt.
Firmensprecher Mark Hill erklärte gegenüber der BaZ, Novartis sei zuversichtlich, dass der Rechtsstreit mit dem britisch-schwedischen Pharmaunternehmen Astra Zeneca im Sinne von Novartis gelöst werde. Das Hauptpatent sei zwischen 1999 und 2003 abgelaufen. Es gibt Patente für neuere Formeln, die im 2007 auslaufen. Der Versand des Medikaments an die Novartis-Kunden in den USA steht unmittelbar bevor.
Verzögerungstaktik von Astra
Astra Zeneca dürfte versuchen, über den Rechtsweg die Einführung des Nachahmerproduktes möglichst lange hinauszuzögern. Dies hatte auch GlaxoSmithKline (GSK) bei ihrem Milliardenprodukt, dem Antibiotikum Amoxicillin (Augmentin), gemacht. Novartis hat diesen Patentstreit im vergangenen April gegen GSK gewonnen. GSK hatte geklagt, weil Novartis das GSK-Patent auf das Antibiotikum Augmentin verletzt haben sollte. Gemäss einem US-Richter verletzt das Novartis-Generikum deshalb keinen rechtlichen Schutz, weil GSK bereits früher ein Abkommen mit einer Novartis-Tochter abgeschlossen hatte, die nun das Amoxicillin herstellt.
Der aggressive Schritt von Novartis im Fall Prilosec könnte sich dann als Boomerang erweisen, falls ein Richter entscheiden würde, dass das Generikum von Novartis den Patentschutz von Astra Zenica doch verletzt. Dann müsste Novartis mit Schadenersatzklagen rechnen. Mehrere Pharmakonzerne produzieren jedoch bereits Nachahmerpräparate. Novartis wird das Medikament mit dem Wirkstoff Omeprazol über seine Tochtergesellschaft Lek auf den Markt bringen.
Novartis hat 2002 für 1,3 Mrd. Fr. den slowenischen Generikahersteller Lek übernommen. Damals gingen Beobachter davon aus, dass Lek für Novartis vor allem wegen der Produktionskapazitäten für das Augmentin-Generikum interessant war. Jetzt stellt sich heraus, dass Lek auch das Magenmittel Omeprazol in der Pipeline hatte.
Von 111 Dollar auf 11 Dollar
Mit dem Auftritt von Novartis im Nachahmer-Markt wird es zu einem Preissturz kommen. Denn neben Novartis hat auch Mylan Labs angekündigt, ein Generikum zu lancieren. Bisher kostet Prilosec für eine Dosis von 10 mg 111 Dollar pro Monat. Ein Nachahmer-Produkt verkauft sich bereits für 100 Dollar. Proctor & Gamble hat ebenfalls diese Woche bekannt gegeben, dass sie eine schwächere Dosis des Medikaments als freiverkäufliches Medikament anbieten werden. Dann kostet das Produkt noch 22 Dollar pro Monat. Analysten gehen davon aus, dass der Preis bis auf 11 Dollar pro Monat fallen könnte, falls noch weitere Anbieter auftreten. Erster Verlierer dieser Entwicklung ist der deutsche Generika- Hersteller Schwarz Pharma, der davon ausging, bis 2005 der einzige grosse Generika-Hersteller von Prilosec zu sein. Entsprechend fiel der Börsenkurs.
Diese Entwicklung zeigt, dass Nachahmer-Produkte zu einem effizienteren Markt führen und auch die Kosten des Gesundheitswesens reduzieren. Ebenso wichtig ist, dass der Patentschutz, solange er gültig ist, durchgesetzt wird, weil dieser sicherstellt, dass für die Kosten von Forschung und Innovation ein entsprechender Preis eingefordert werden kann und keine Trittbrettfahrer profitieren können. Prilosec und die verwandten Produkte Nexium, Prevacid, Protonix und Aciphex sind Protonen-Pumpen-Inhibitoren, die die Säurenbildung im Magen reduzieren.
--- ENDE Pressemitteilung Novartis lanciert Preiskampf mit Generika in den USA ---
Weitere Informationen und Links: