Kunsthaus Zürich lanciert «YO» - den jungen Audioguide zu seiner Sammlung

26.03.2009 | von Kunsthaus Zürich


Kunsthaus Zürich

26.03.2009, Jugendliche und Lehrer können sich freuen: Mit dem neuen deutsch-französischen Audioguide «YO» bietet das Kunsthaus Zürich Schülern und jung gebliebenen Erwachsenen ab April 2009 eine zwanglose Einführung in die Kunst. In 90 Minuten schafft «YO» grundsätzliche Zugänge zur Sammlung des Kunsthauses. Er gibt Wissenswertes zu 64 Gemälden und Skulpturen an den Zuhörer weiter, weckt die Neugier und regt zur persönlichen Auseinan­der­setzung mit der Kunst vom Mittelalter bis in die Gegenwart an.

Jahrzehntelange Erfahrung, jüngste Erkenntnisse und mehrere Monate Arbeit liegen der Entstehung des von Hans Ruedi Weber und dem Team der Kunstvermittlung am Kunsthaus Zürich entwickelten Young Guide («YO») zugrunde: Jugendliche, die allein oder in Begleitung von Erwachsenen das Kunsthaus besuchen, greifen gerne zum Audioguide. Ihre Reaktionen zeigen aber, dass die auf Erwachsene ausgerichteten Texte der bestehenden Audioführung sie oft überfordern.

Lehrerinnen und Lehrer der höheren Schulstufen, die ihrer Klasse einen Überblick über Kunst vermitteln möchten, haben selten Zeit, sich fundiert in die Materie einzuarbeiten. Im Kunsthaus dann alleingelassen, nehmen die Jugendlichen die Kunst nur oberflächlich wahr. Wenn ein Werk nicht für sich selbst spricht und jede Anleitung fehlt, ist der Erkenntnisgewinn gleich Null.

Und drittens, so zeigt die Erfahrung an andern Museen, lassen sich Erwachsene oft einen Guide für Kinder oder Jugendliche geben, weil sie den pädagogischen Ansatz der Betrachtung schätzen.

Den Bedürfnissen dieser drei Nutzergruppen trägt der neue Young Guide Rechnung, der ab April in deutscher und französischer Sprache angeboten wird.

90 MINUTEN UNTERSTÜTZEN DAS SEHEN «YO» enthält Texte von insgesamt 90 Minuten. Diese sollen nicht auf einmal abgehandelt werden. «YO» lässt dem Besucher die Wahl: Sich nur mit Giacometti befassen, eine Spur verfolgen, die vom Mittelalter über europäische und Schweizer Kunst zu Impressionismus und Expressionismus führt, oder gerade umgekehrt, vom internationalen künstlerischen Schaffen der Gegenwart her den Weg zurückzuverfolgen in die Klassische Moderne. Zwei Minuten lang sind die Denkanstösse vor jedem Werk. Form und Inhalt wurden nach pädagogischen und kunsthistorischen Kriterien entwickelt und auf die baulichen und betrieblichen Gegebenheiten des Kunsthauses angepasst.

Das Resultat ist eine Mischstruktur von historisch-chronologischer Führung und assoziativen Gegenüberstellungen: Dort, wo es ein Werkkomplex erlaubt – etwa bei Hodler, Rodin und bei Giacometti – führt «YO» in einem Rundgang, in logischen Schritten und didaktisch durch die Sammlungsräume. Dies ermöglicht dem Besucher, die Entwicklung eines künstlerischen Schaffens mit der Lebensgeschichte eines Künstlers in Bezug zu setzen.

RUNDGANG UND SPAZIERGANG MIT SEITENBLICKEN Jugendliche interessieren sich für Zusammenhänge, wie sie sie im Werk Alberto Giacomettis verfolgen können. Der Young Guide vermittelt, wie Alberto in Abhängigkeit von der Tradition der Schweizer Kunst, dem lokalen Umfeld seiner Familie in Stampa und den avantgardistischen Einflüssen, denen er sich in Paris ausgesetzt sah, im Spätwerk zu einem eigenen Ausdruck fand.

Neben solchen parcoursartigen Sequenzen stehen Stationen, in denen eine kleine Werkgruppe oder ein einzelnes Bild besprochen werden. Hier sind die Texte so verfasst, dass sie in sich geschlossen sind und beliebig aneinander gereiht werden können. Dabei haben sich die Kunstpädagogen die Idee der gezielten Gegenüberstellung, wie sie sonst für Ausstellungen gewählt wird, zu eigen gemacht. Bei vielen Besprechungen ertönt am Schluss ein Jingle und auf dem Display erscheint ein Seitenblick auf ein Werk aus einer andern Epoche. So sieht, wer die Hinweise zur Venedig-Vedute von Canaletto hört, am Ende des Textes auf dem Display ein Venedig-Gemälde von Claude Monet. Auf dieses stösst er, wenn er seinen Rundgang fortsetzt. Der Einsatz dieser Technik ermöglicht ausserdem, den inhaltlichen Zusammenhang zu wahren, wenn ein Werk für einige Zeit ausgeliehen ist.

Den Verfassern ist die konzentrierte Wahrnehmung, die vom Betrachter ins Bild fliesst, bei allen Texten wichtig: So will Robert Ryman gar nichts anderes als dieses Sehen, und der Young Guide versucht den Betrachter so zu leiten, dass er erfährt, wie dieses weisse Bild, «dieses Nichts», durch die Bewegung vor der Leinwand zu Antworten auf die Frage führt «Was sehe ich eigentlich?».

Die gestalterische Ebene, die Frage «Wie ist es gemacht?» tritt beim Impressionismus oder auch beim Kubismus in den Vordergrund. Nicht jedoch bei Picabias leicht erkennbarem Zahnstocher-Blumenstock. Da drängt sich die Frage auf «Warum macht er das so?» und es bedarf einer Erklärung, die blosses Schauen nicht geben kann. Und ein Segantini lässt sich heute nur verstehen, wenn man die Frage nach dem «Wann?», also nach dem Zeitgeist, hinzufügt.

Erzählt wird auch, dass ein mittelalterliches Altarbild im Museum am falschen Ort ist. Es wurde für Kirchen und nicht in freier künstlerischer Absicht gemalt. Der Young Guide streift am Beispiel der Niederländer die Wertsysteme des Kunsthandels und die Gattung der Stillleben. Und im Schweizer Saal wirft er die Frage auf, wie ein Jugendlicher heute diese zum Teil patriotischen Bilder wahrnimmt oder was in der damals pragmatisch orientierten jungen Eidgenossen­schaft dem Künstler überhaupt an Möglichkeiten blieb.

MUSIK UND SPRACHE «YO» enthält auch Musik. Sie wird selektiv und zurückhaltend eingesetzt und verweist auf den vorherrschenden Geist der Zeit, welcher ein Werk bestimmt. Oder sie gibt, wie bei Marc Chagalls «Lichter der Hochzeit», Raum für eine persönliche Gedankenreise. Die sprachliche Form orientiert sich an der Tiefenstruktur des jeweiligen Werkes: Beschreibend weist sie auf das Spiel der Farben und Formen in Klees «Überschach» hin oder macht auf die raffinierte Bildregie in Vallottons «La visite» aufmerksam. Bei der «Kappeler Milchsuppe» führt sie erzählerisch durch das Bild, während sie beim Kubismus gestalterische Fakten aufzeigt. Vor den Surrealisten schafft sie Freiräume für Assoziationen und nimmt beim Werk von Francis Picabia Elemente der Dada-Sprache auf.

TOUR FÜR EINZELBESUCHER, SCHULKLASSEN UND JUGENDGRUPPEN – AUCH AUS DER ROMANDIE Die zusammen mit Tonwelt, Berlin, produzierte Audiotour ergänzt die Reihe an Angeboten und Produkten, die das Kunsthaus in den letzten Jahren gezielt für Kinder und Jugendliche entwickelt hat. Wie die Bücher und Spiele, lässt auch der Young Guide Raum für eigene Gedanken und Entscheidungen. Er ist eingängig, drängt sich aber nicht auf. Gesprochen wird deutsch oder französisch. Es ist ein Anliegen des Kunsthaus Zürich, mit «YO» auch Schulklassen aus der Romandie zu erreichen. Einzelbesucher können den Guide spontan beziehen. Er ist im Eintrittspreis inbegriffen. Schulklassen und Gruppen müssen sich für «YO» anmelden, da die Anzahl der Geräte begrenzt ist; für sie wird eine Gebühr von CHF 2.– pro Guide erhoben. Von Mitte April bis Mitte Oktober wird ein Teil der Schweizer Kunst wegen der temporären Ausstellung «Albert von Keller» ab­gehängt. Trotzdem bleiben mindestens zwei der drei Routen des Guides intakt. «YO» wird zusammen mit einem handlichen, immer aktuellen Orientierungsplan abgegeben.

--- ENDE Pressemitteilung Kunsthaus Zürich lanciert «YO» - den jungen Audioguide zu seiner Sammlung ---

Über Kunsthaus Zürich:
Das Kunsthaus Zürich präsentiert eine der bedeutendsten Kunstsammlungen der Schweiz vom 13. Jahrhundert bis in die Gegenwart und veranstaltet attraktive Ausstellungen. Zu den international bedeutsamen Positionen gehören die grösste Munch-Sammlung ausserhalb Norwegens sowie die umfangreichste museale Werksammlung Alberto Giacomettis. Ein Höhepunkt sind die Gemälde des Impressionismus und der Klassischen Moderne von Monet, Picasso, Chagall und der Expressionisten Kokoschka, Beckmann und Corinth. Neben der Pop Art von Warhol und Hamilton sind Werke von Künstlern wie Rothko, Twombly, Beuys und Baselitz vertreten. Auf mittelalterliche Skulpturen und Tafelbilder, Gemälde des niederländischen und italienischen Barock (Rembrandt, Domenichino) folgt die Schweizer Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts mit Füssli, Segantini, Hodler, Vallotton und Zürcher Konkreten wie Bill, Glarner und Loewensberg.


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