Kostenexplosion bei der Suva bringt höhere Prämien

11.01.2004

Uhr Lesedauer: 6 Minuten


11.01.2004, Alarmierende Zunahme der schweren Freizeitunfälle Im letzten Jahr sind die Kosten bei der Suva, dem grössten Unfallversicherer der Schweiz, um rund 200 Millionen Franken gestiegen.


Schuld daran ist die steigende Zahl schwerer Unfälle. Die Folge: höhere Prämien.

"Prämienerhöhungen im Nichtberufsunfall-Bereich werden vermutlich nicht zu vermeiden sein", sagt Willi Morger, Geschäftsleitungsmitglied der Suva, auf Anfrage. Zum möglichen Ausmass der Erhöhungen will er sich nicht äussern. Auch der Verband der privaten Versicherer beschäftigt sich bereits mit dem Thema. In einem Rundschreiben hat der Versicherungsverband seine Mitglieder auf die Überprüfung der Tarifstruktur hingewiesen. Noch diesen Frühling sollen die Anpassungen bekannt gegeben werden. Sie dürften sich in der Grössenordnung von bis zu 6 Prozent bewegen. Wie einem internen Bericht der Suva zu entnehmen ist, stiegen in den letzten Jahren die Aufwendungen der Suva für Versicherungsleistungen jährlich um jeweils rund 200 Mio. Franken an. Und ein Ende der Entwicklung ist nicht absehbar. "Im Jahr 2003 ist eine massive Zunahme der Nichtberufsunfälle zu erwarten", heisst es in dem Bericht.

Sorgen machen den Suva-Verantwortlichen vor allem die schweren Unfälle, welche zur Invalidität führen. So verursachen lediglich 5 Prozent der eingegangenen Fälle rund 80 Prozent der Aufwendungen. Während der letzten Jahre haben die IV-Fälle am meisten zur Kostensteigerung der Suva beigetragen. Einig sind sich Experten, Gewerkschaften und Arbeitgeber darin, dass das Problem in der Invalidenversicherung nur zu lösen ist, wenn mögliche IV-Fälle frühzeitig erkannt werden. Ein "Früherkennungssystem", das die kritischen Fälle aussortiert und die Abwicklung beschleunigt, könnte Abhilfe schaffen. Diese Früherfassung ist denn auch der wichtigste Bestandteil der 5."IV- Revision, die Bundesrat Pascal Couchepin diesen Frühling in die Vernehmlassung schicken will. Bei der Suva arbeitet man seit rund einem Jahr mit einem solchen System namens New Case Management. Damit wird die Wiedereingliederung der Betroffenen gefördert und teure Rentenleistungen werden vermieden.

Die Zahl schwerer Freizeitunfälle steigt rapide an. Höhere Prämien sind absehbar

Allein im vergangenen Jahr haben die Kosten beim grössten Unfallversicherer der Schweiz um schätzungsweise 200 Millionen Franken zugenommen. Jetzt fasst die Suva Prämienerhöhungen ins Auge.

Die Flut an Unfallmeldungen, die bei der Suva eingehen, ist kaum mehr einzudämmen. Jeden Tag landen mehr als 1200 Schadenfälle auf den Tischen der Versicherungsexperten in Luzern. Gleichzeitig schiessen die Kosten für die aufzubringenden Versicherungsleistungen stark in die Höhe. In den vergangenen Jahren nahmen die Aufwendungen für Berufs- und Nichtberufsunfälle bei der Suva zwischen 7% und 9% zu, was einer jährlichen Kostensteigerung von rund 200 Mio. Franken entspricht. Nun ziehen die Verantwortlichen die Notbremse: In einem internen Bericht werden Massnahmen aufgeführt, um die Kostenexplosion in den Griff zu kriegen.

Alarmiert ist die Suva, welche rund 1,8 Millionen Erwerbstätige gegen Unfälle und Berufskrankheiten versichert, vor allem durch die Tatsache, dass die Zahl der Freizeitunfälle seit drei Jahren ständig im Steigen begriffen ist. So sind heute beispielsweise auf den Skipisten Geschwindigkeiten von 50 km/h keine Seltenheit mehr. Kommt es dann zu einer Kollision, wirken enorme Kräfte, die verheerende Folgen auf die Unfallschwere und Verletzungsart haben. Neben Sport- sind aber auch Verkehrs- und Haushaltunfälle im Steigen begriffen. Und ein Ende ist nicht abzusehen: "Im Jahr 2003 ist eine massive Zunahme der Nichtberufsunfälle zu erwarten", heisst es im Suva-Bericht.

Viele Invaliditätsfälle

Ein wesentlicher Grund für die Kostensteigerung liegt darin, dass die schweren Unfälle überproportional zugenommen haben. Die Folgen dieser Verletzungen sind meist derart gravierend, dass sie früher oder später zur Invalidität der Betroffenen führen. Dies bekommt auch die Suva zu spüren. So hat die Zahl der neu verfügten Invalidenrenten jüngst stark zugenommen. Aufgrund einer vorläufigen Berechnung erwartet der Versicherer für 2003 einen Anstieg der neuen IV-Renten um rund 10%. Dies geht ins Geld, denn eine Invalidenrente kostet gemäss Suva durchschnittlich rund 300"000 Franken, während für einen Unfall 5000 Franken veranschlagt werden. Fazit: Während der letzten Jahre haben die Aufwendungen für Invalidenrenten im Berufs- wie auch Nichtberufsunfall- Sektor am meisten zur Kostensteigerung bei der Suva beigetragen.

Ein Blick in die Suva-Statistik zeigt, dass 5% aller gemeldeten Fälle fast 80% der Kosten verursachen. Vorrangiges Ziel der Suva-Manager ist es darum, diese extrem ungleichmässige Verteilung in den Griff zu kriegen. Im Zentrum der von der Suva eingeleiteten kostendämpfenden Massnahmen steht deshalb eine effizientere Bearbeitung der schweren Schadenfälle. Unter dem Namen "New Case Management" soll die frühzeitige Wiedereingliederung der Betroffenen gefördert werden, um auf diese Weise teure Rentenleistungen zu vermeiden. Zur besseren Betreuung solcher Fälle will die Suva zusätzliche Spezialisten rekrutieren.

Der Haken an der Geschichte ist jedoch, dass die eingeleiteten Massnahmen ihre volle Wirkung in frühestens drei Jahren entfalten werden. So dürften in der Zwischenzeit die Versicherten zur Kasse gebeten werden. "Prämienerhöhungen im Nichtberufsunfall-Bereich werden vermutlich nicht zu vermeiden sein", sagt Willi Morger, Geschäftsleitungsmitglied der Suva. Zum Ausmass einer möglichen Anpassung will er sich nicht äussern. Der Suva-Verwaltungsrat wird sich an seiner nächsten Sitzung erneut mit diesem Thema beschäftigen.

Psychische Störungen

Eindringlich appelliert Morger an das Verhalten jedes Einzelnen: "Sämtliche Schweizerinnen und Schweizer müssen sich des starken Anstiegs der Unfallkosten bewusst werden." Zwar unternimmt die Suva grosse Anstrengungen, via Präventionskampagnen die Unfälle einzudämmen, doch bei verschiedenen Einflussfaktoren sind dem Versicherer die Hände gebunden. Wesentlich ist insbesondere die zunehmende Überalterung der Bevölkerung, da sich mit zunehmendem Alter des Verunfallten auch die Versicherungskosten dramatisch erhöhen. Hinzu kommt, dass in Rezessionsjahren die Zahl der Invaliditätsfälle erfahrungsgemäss zunimmt.

Bisher weitgehend verkannt, treten immer mehr psychische Erkrankungen in den Vordergrund. "In der Suva haben die Fälle, in denen psychische Störungen den Heilungsverlauf verzögern, die Wiederaufnahme der Arbeit beeinflussen oder zur Invalidität führen, stark zugenommen", heisst es im Bericht. Eine Leistungspflicht des Unfallversicherers für psychische Störungen, die nach Unfällen auftreten, ist gegeben, wenn sie eine direkte Folge des Unfalls sind. Allerdings ist in diesem Punkt der Ermessensspielraum gross. "Die Frage der Adäquanz von psychischen Störungen macht einen wesentlichen Anteil der Einsprachen an die Gerichte aus", sagt Morger. Wie bei den psychischen Störungen diagnostiziert die Suva auch einen Anstieg von Schleudertraumen, besonders in der Deutschschweiz. So wurden der Agentur Basel achtmal mehr Fälle gemeldet als der Agentur Genf. Der Handlungsbedarf ist akut. Nur wenn die Suva den eingeschlagenen Weg einer effizienten Schadenregulierung rasch voranschreitet, dürfte sie es schaffen, die Kostenschere wieder zu schliessen.

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