23.11.2007
| von Kunsthaus Zürich
Lesedauer: 4 Minuten
23.11.2007, Das Kunsthaus Zürich veröffentlicht mit «Augenblicke. Ein Schau-Spiel für Kinder» eine
Kunstschachtel für Kinder von 5 bis 8 Jahren. Sie umfasst zwölf grosse Reproduktionen
von Gemälden und Plastiken des späten 19. und des 20. Jahrhunderts aus der Sammlung des
Kunsthauses sowie je vier Karten, die sich auf diese Werke beziehen. Dazu kommt ein
Erzählheft, mit dem Erwachsene die kleinen Zuhörer begleiten können und das dem eigenen
Entdecken viel Raum gibt.
Kinder verfügen über eine tolerante Neugier. Sie fragen nicht ständig, ob etwas Kunst sei. Was aber sagen Kinder zu modernen Bildern und Plastiken, und was können Erwachsene darüber erzählen? Anhand einer Auswahl von Werken, die in unterschiedlichsten Beziehungen zur alltäglichen Wirklichkeit stehen und die durch verschiedenste künstlerische Anliegen, Materialien und Techniken geprägt sind, fördert «Augenblicke» den Dialog zwischen Jung und Alt und schult das Auge für die Kunst. Die Kunstschachtel besteht aus zwölf grossen Reproduktionen klassischer, moderner und postmoderner Bilder und Plastiken aus der Sammlung des Kunsthaus Zürich. Je vier kleine Karten lassen sich den einzelnen Reproduktionen zuordnen: Die Fotografie der Künstlerin oder des Künstlers, ein gross geschriebenes Wort, das sich auf den Inhalt eines Werkes bezieht, ein Ausschnitt, der das genaue Beobachten fördert sowie ein weiteres Werk der Künstlerin oder des Künstlers, das zum Vergleichen und zu eigenen Gedanken einlädt. Ein Begleitheft mit Zitaten von Kindern, Texten zum gemeinsamen Betrachten und zum Erzählen sowie Anregungen für das eigene Gestalten komplettiert das Angebot. Es wurde von der Kunstvermittlung des Kunsthaus Zürich entwickelt und enthält neben Abbildungen auch Erläuterungen zu den Methoden der folgenden Künstler.
KOLLER, FISCHLI/WEISS, KLEE, DELAUNAY Der Hund von Rudolf Koller ist in klassischer Art und Weise gemalt und in die Bildfläche komponiert. Ebenso naturalistisch wären die Fotografien von Fischli/Weiss. Nur sind bei ihnen zwei Ansichten übereinander gesetzt. Sie verzaubern sich und werden zu etwas Neuem. Claude Monet verwandelte das, was er beim Sehen erlebte, in eine Malerei, die wie ein übervoller Teich über die Ränder der Leinwand schwappt. Paul Klee respektierte die Grenzen des Malgrundes: In der rechtwinkligen Bildfläche erscheint das Quadrat des Schachbrettes, und der Künstler spielt das Spiel der Bezüge von Farben und Formen. Noch stärker ist dieser Ansatz bei Robert Delaunay. Auch wenn eines der Werke zum Haupttitel «Formes circulaires» den Zusatz «Soleil et lune» trägt, stellt es diese Himmelskörper nicht dar, sondern macht die Energie des Lichtes erfahrbar.
DUBUFFET, RAUSCHENBERG, ERNST, POLKE Jean Dubuffet verdichtete die Erinnerung an seinen Freund Bertelé zu einem Zeichen, das er in einen sandigen Farbgrund schrieb. Material und Technik sind ganz einfach und ursprünglich. Bei Robert Rauschenberg hingegen wurde geklebt, genagelt, gedruckt, gemalt, bis die Balance des Werkes der Kunst des Tänzers entsprach, dem es gewidmet ist. Max Ernst entlockte mit seinen Abrieben der ersten Wirklichkeit eine seltsame zweite. Traumartig erscheint auch sein Werk «La ville entière». Hier spielt die Leinwand mit ihrem gewebten Geflecht eine wichtige Rolle. Bei Sigmar Polke hingegen ist der Malgrund glatt und transparent und gibt die bewegten und verzogenen Figuren des «Schattenkabinetts» frei.
OPPENHEIM, TINGUELY, TWOMBLY Die «Maskierte Blume» wächst aus einem Wurzelstock hervor, den Meret Oppenheim für ihre Schlangenpflanze gefunden hat. Das Finden war auch für Jean Tinguely wichtig. Auf Schrottplätzen und Flohmärkten trug er Dinge zusammen und konstruierte daraus Maschinen. Auf andere Weise geht Cy Twombly auf die Suche. Er beschäftigt sich immer wieder mit den alten Mythen und Sagen der Menschheit. Ein paar Holzstücke, weisse Farbe und die Worte «Winter's Passage: Luxor» genügen, um in uns Bilder von alten Zeiten, von Leben und Sterben zu wecken.
SPIELERISCHER EINSATZ DER BEILAGEN WÄHREND DES ERZÄHLENS Es ist nicht so, dass die Werke in einer bestimmten Reihenfolge betrachtet werden müssen. Das Schau-Spiel kann mit derjenigen Karte eröffnet werden, die das meiste Interesse weckt. Die Zitate der Kinder und die Texte im Begleitheft sollen zum gemeinsamen Betrachten und zum Erzählen anregen. Die kleinen Karten können auch spontan eingesetzt werden. Das gross geschriebene Wort lässt sich einer Reproduktion zuordnen, löst aber für sich genommen auch eine eigene Vorstellung aus und der abgebildete Ausschnitt fördert das genaue Beobachten. Kinder entwickeln situationsbedingt schnell ihre eigenen Ideen. Bei den gestalterischen Anregungen bleiben die Autoren daher zurückhaltend. Ein paar Tipps, wie der Arbeitsplatz eingerichtet werden kann und etwas Material, mehr braucht es nicht, damit die von Erwachsenen begleiteten Augen-Blicke auf die Kunst in Phasen des selbstvergessenen Tuns der Kinder münden.
ALLGEMEINE INFORMATIONEN Nach den erfolgreichen Publikationen «Kunstöffner» für Jugendliche und «Tatort Leinwand» für ältere Kinder, rundet «Augenblicke. Ein Schau-Spiel für Kinder» die Palette der Kinder- und Jugendliteratur für alle Altersstufen ab. Es ist ab sofort für CHF 39.– am Kunsthaus-Shop erhältlich. Herausgeber: Kunsthaus Zürich. Autoren: Hans Ruedi Weber, Sibyl Kraft, Barbara Schlueb u.a. Gestalter: Franziska Schott und Marco Schibig, Bern.
Mit Unterstützung der Vontobel-Stiftung.
Das Angebot der Kunstvermittlung für alle Altersstufen finden Sie auf der «Agenda» unter www.kunsthaus.ch.
--- ENDE Pressemitteilung Kunsthaus Zürich publiziert Erzählbuch für Kinder ---
Über Kunsthaus Zürich:
Das Kunsthaus Zürich präsentiert eine der bedeutendsten Kunstsammlungen der
Schweiz vom 13. Jahrhundert bis in die Gegenwart und veranstaltet attraktive
Ausstellungen. Zu den international bedeutsamen Positionen gehören die grösste
Munch-Sammlung ausserhalb Norwegens sowie die umfangreichste museale Werksammlung
Alberto Giacomettis. Ein Höhepunkt sind die Gemälde des Impressionismus und der
Klassischen Moderne von Monet, Picasso, Chagall und der Expressionisten Kokoschka,
Beckmann und Corinth. Neben der Pop Art von Warhol und Hamilton sind Werke von
Künstlern wie Rothko, Twombly, Beuys und Baselitz vertreten. Auf mittelalterliche
Skulpturen und Tafelbilder, Gemälde des niederländischen und italienischen Barock
(Rembrandt, Domenichino) folgt die Schweizer Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts
mit Füssli, Segantini, Hodler, Vallotton und Zürcher Konkreten wie Bill, Glarner
und Loewensberg.
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