Trotz hoher Prämien: Bevölkerungsmehrheit lehnt Reduktion von Grundversicherungsleistungen ab

05.08.2025 | von Comparis.ch AG

Uhr Lesedauer: 6 Minuten


05.08.2025, Zürich – Das Vertrauen in die Krankenversicherung bröckelt: Knapp 40 Prozent der Schweizer Bevölkerung nehmen trotz des stetigen Ausbaus Lücken im obligatorischen Schutz wahr. Die Idee, die Grundversicherung auszudünnen und Leistungen in Zusatzversicherungen auszulagern, stösst trotz der hohen Prämien erst recht auf Ablehnung. Das zeigt eine repräsentative Umfrage von Comparis. «Niemand möchte verzichten, und niemand möchte mehr bezahlen. Das ist ein Dilemma», sagt Comparis- Krankenkassenexperte Schneuwly.


Die Wahrnehmung, dass die Grundversicherung nicht alle Bedürfnisse abdeckt, ist weitverbreitet. Knapp 40 Prozent der Schweizer Bevölkerung haben das Gefühl, Lücken im obligatorischen Schutz wahrzunehmen. Besonders ausgeprägt ist das bei den 36- bis 55-Jährigen, von denen 45,9 Prozent Lücken sehen, verglichen mit nur 31,9 Prozent bei den über 56-Jährigen. Das zeigt eine repräsentative Befragung des Online-Vergleichsdienstes comparis.ch.

Auch regional gibt es Unterschiede: In der Westschweiz empfindet die Hälfte (50 Prozent) den Schutz als unzureichend, in der Deutschschweiz sind es 35 Prozent. Zudem nehmen Haushalte mit Kindern (45,8 Prozent) Versorgungslücken deutlich häufiger wahr als solche ohne Kinder (37 Prozent). «Das liegt wohl an den nicht durch die Grundversicherung gedeckten Zahnstellungskorrekturen», sagt Comparis- Krankenkassenexperte Felix Schneuwly.

«Obwohl die Leistungen der Grundversicherung in der letzten Dekade immer weiter ausgebaut wurden und steigende Prämien verursacht haben, scheint ein beträchtlicher Anteil der Bevölkerung nicht zufrieden zu sein. Das ist ein Widerspruch», so Schneuwly weiter.

Grosses Interesse an Zusatzschutz – wenn man es sich leisten kann

78,8 Prozent der Befragten haben bereits mindestens eine Zusatzversicherung für sich abgeschlossen. Und angesichts der gefühlten Defizite wollen 47,5 Prozent der Befragten ihren Schutz ausbauen.

Am grössten ist das Interesse bei den 18- bis 35-Jährigen (50,3 Prozent) im Vergleich zu den über 56-Jährigen (40,3 Prozent). Personen mit hohem Bildungsniveau (53,0 Prozent) und Haushalte mit einem Einkommen über 8'000 Franken (58,9 Prozent) zeigen ebenfalls überdurchschnittliches Interesse, verglichen mit Personen mit tiefem Einkommen bis 4'000 Franken, von denen nur 32,8 Prozent ein grosses Interesse bekunden.

«Der Wunsch nach Absicherung ist bei den Jungen und bei Familien am stärksten. Doch die hohen Prämien sind für zwei Drittel der Befragten das grösste Hindernis», analysiert Schneuwly. «Gutverdienende können sich die gewünschte Sicherheit leisten, während Personen mit tiefem Einkommen trotz Interesse oft auf über die Grundversicherung hinausgehende Versicherungsdeckungen verzichten müssen. Das nährt die Debatte um eine Zweiklassenmedizin.» Tatsächlich planen 24,8 Prozent der 18- bis 35-Jährigen den Abschluss einer Zusatzversicherung in den nächsten 12 Monaten, bei den über 55-Jährigen sind es nur 7,3 Prozent.

Komplementärmedizin und Komfort wichtiger als freie Arztwahl

Die Zusatzleistung, die den Komfort im Spital betrifft, wird insgesamt am wichtigsten bewertet. An zweiter Stelle folgen alternative Heilmethoden wie Naturheilkunde und Homöopathie. Danach folgen Leistungen wie Brillen und Kontaktlinsen. Jüngere Personen im Alter von 18 bis 35 Jahren legen dabei signifikant mehr Wert auf diese Zusatzleistung als die Altersgruppe der 36- bis 55-Jährigen.

Die Wichtigkeit von Zuschüssen für Zahnbehandlungen belegt auf der Wichtigkeitsskala den vierten Platz. Hier zeigt sich ein bemerkenswerter Unterschied: Die Bedeutung steigt mit zunehmendem Alter. Befragte über 56 Jahre bewerten diese Leistung deutlich höher als Personen zwischen 36 und 55 Jahren.

Die Behandlung in jedem Spital der Welt, Physiotherapie und Rehabilitation, Rettung und Bergung sowie ein Spital mit freier Arzt- und Terminwahl bei Wahleingriffen werden von den Befragten als deutlich weniger wichtig erachtet.

«Hier zeigt sich ein typisches Wohlstandsphänomen. Es ist nicht mehr die Frage, dass man überhaupt gesund wird, sondern mit welchem Komfort. Die Spitäler haben auf dieses Bedürfnis mit dem Ausbau des Hotelkomforts reagiert. Zusätzlich wird ohne Zusatzversicherungsdeckung immer öfter ambulant operiert, sodass der Unterschied zwischen Zusatzversicherten und Grundversicherten zumindest diesbezüglich öfter entfällt», so Schneuwly.

Risikobasierte Prämien für Zusatzversicherungen werden abgelehnt

Besonders die «hohen Prämien» werden als Haupthürde für den Abschluss einer Zusatzversicherung wahrgenommen. Mit 62,1 Prozent der Befragten, die diesen Aspekt nennen, heben sich die Prämien deutlich von anderen Faktoren ab. Das gilt durchs Band weg für alle Einkommensklassen.

Gesundheitsprüfungen und Vorerkrankungen folgen deutlich abgeschlagen als Hinderungsgrund: Mit 32,3 Prozent liegen diese weit hinter den Prämien. Dennoch sind sie ein relevanter Faktor bei der Entscheidung für oder gegen eine Zusatzversicherung.

Von den Personen, die keine Zusatzversicherung haben, erachten zwar 34,8 Prozent die Gesundheitsprüfung als grosses Hindernis für den Abschluss einer Police. Jedoch ist die Bereitschaft in dieser Gruppe klein, eine höhere Risikoprämie zu bezahlen, um doch noch die entsprechende Versicherungsdeckung zu erhalten. Die überwiegende Mehrheit würde verzichten.

«Ganz offensichtlich ist das Bedürfnis nach einem zusätzlichen Versicherungsschutz doch nicht so gross, dass man gewillt wäre, eine höhere, risikogerechte Prämie zu zahlen», so Schneuwly.

Reduktion von Leistungen an die Grundversicherung abgelehnt

Die Idee, Leistungen aus der Grundversicherung auszulagern, stösst trotz der hohen Prämien erst recht bei einer Mehrheit von 51,8 Prozent auf Ablehnung. Besonders Frauen (56,4 Prozent gegenüber 46,9 Prozent der Männer) und die Generation 56+ (60,3 Prozent gegenüber 44,7 Prozent der 18- bis 35- Jährigen) sprechen sich für den Erhalt des Status quo aus. «Niemand möchte verzichten, und niemand möchte mehr bezahlen. Das ist ein Dilemma», sagt Schneuwly.

Geht es um konkrete Leistungen, zeigt sich ein klarer Generationengraben: Die Auslagerung von Suchtbehandlungen (Nikotin, Alkohol, Drogen) wird von der Mehrheit der Auslagerungsbefürwortenden als gut erachtet. Besonders die Generation 56+ sieht hier die Eigenverantwortung im Vordergrund, verglichen mit den 18- bis 35-Jährigen.

Ganz anders bei innovativen Krebstherapien: Grundsätzlich findet eine Auslagerung in diesem Bereich selbst bei den Befürwortern einer Leistungsbeschränkung der Grundversicherung keine Mehrheit. Hier lehnen die älteren Auslagerungsbefürworter eine Auslagerung mit grosser Mehrheit ab, während die 36- bis 55-Jährigen deutlich offener sind.

«Der Grundsatz der Solidarität wird hochgehalten, aber die Definition, was solidarisch finanziert werden soll, verschiebt sich. Ältere Generationen scheinen Suchterkrankungen eher als Lifestyle-Problem zu betrachten, dessen Kosten nicht von der Allgemeinheit getragen werden sollten. Bei klar schicksalhaften Erkrankungen wie Krebs hingegen ist der Solidaritätsgedanke unumstösslich», erklärt der Comparis-Experte. «Dass Jüngere und Gutverdienende einer Auslagerung generell offener gegenüberstehen, bleibt aber ein Warnsignal für eine schleichende Erosion des Solidaritätsprinzips.»

Methodik

Die repräsentative Befragung wurde durch das Marktforschungsinstitut Innofact im Auftrag von comparis.ch im Juni 2025 unter 1’029 erwachsenen Personen in allen Regionen der Schweiz durchgeführt.

Weitere Informationen:

Felix Schneuwly
Krankenkassen-Experte
Telefon: 079 600 19 12
E-Mail: media@comparis.ch
comparis.ch



--- ENDE Pressemitteilung Trotz hoher Prämien: Bevölkerungsmehrheit lehnt Reduktion von Grundversicherungsleistungen ab ---

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