11.07.2024
| von Schweizer Tierschutz STS
Lesedauer: 5 Minuten
11.07.2024, Der Schweizer Tierschutz STS hat zehn nationale und internationale Tierausstellungen in der Schweiz
besucht. Die Bilanz fällt unterschiedlich aus: Bei der Haltung und im Umgang mit Kleintieren sind
Verbesserungen erkennbar. Der Umgang mit Nutztieren hingegen lässt nach wie vor stark zu wünschen
übrig. Insbesondere bei tierartspezifischen Ausstellungen und Tiermärkten besteht erheblicher
Verbesserungsbedarf.
Der Schweizer Tierschutz STS besuchte und dokumentierte im letzten Jahr mehrere
tierartspezifische Ausstellungen wie die Internationale Katzenausstellung in Delémont, die World Dog
Show in Genf, den Marché Concours in Saignelégier, die Reptilienbörse in Dompierre, den
Kükenmarkt in St.Triphon, die beiden grossen Tiermärkte in Münsingen (Buremärit) und Reconvilier
(Foire de Chaindon) sowie eine grosse Publikumsmesse, die OFFA in St.Gallen. Die LUGA in Luzern
und die BEA in Bern wurden besucht, aber ausnahmsweise nicht in die Berichte aufgenommen.
Die Beurteilungen und Forderungen des STS gegenüber Ausstellern, Züchtern und Veranstaltern
werden den verantwortlichen Personen und Veranstaltern sowie den kantonalen Vollzugsbehörden
und dem zuständigen Bundesamt zugestellt und auf der Website des STS publiziert. Ziel ist die
Verbesserung des Tierwohls.
Deutliche Verbesserungen im Vergleich zu den letzten
Jahren
- Mehr Tierwohl und Tierschutz: Im Bereich Tierwohl wurden
zahlreiche Verbesserungen umgesetzt, insbesondere Rückzugs- und Sichtschutzmöglichkeiten für
die Tiere, dies vor allem bei Kleintieren. Die OFFA zeigte eine vorbildliche Pferdehaltung mit viel
Sichtschutz und Rückzugsmöglichkeiten für die meisten Pferde - im Gegensatz zur BEA, wo die
Pferde in Boxenhaltung zu wenig Sichtschutz und Rückzugsmöglichkeiten hatten.
- Besserer
Umgang mit Tieren und weniger Leistungsdruck an Publikumsmessen: Der Umgang mit den Tieren
an Publikumsmessen war mehrheitlich respektvoll und tierfreundlich. So wurden dem Publikum an
der OFFA tierfreundliche, nicht auf Leistung bezogene Pferdefussballspiele und Reitvorführungen
gezeigt.
- Mehr Pufferzonen: An einigen Ausstellungen wurden geeignete Pufferzonen
eingerichtet, um die Tiere vor direktem Kontakt mit den Besuchern zu schützen (z.B. an der LUGA
und der BEA).
Gute Haltungsbeispiele und weniger Extremzucht
- Vorbildliche Gruppenhaltungen: Schweine, Ziegen, Schafe, Esel, Pferde und
andere Tiere wurden häufig in tierfreundlichen, sozial aktiven Gruppenhaltungen gezeigt. Die Tiere
wirkten dadurch weniger gestresst und zufriedener. Die meisten Besucher respektierten
Abgrenzungen und Pufferzonen und beschränkten sich weitgehend auf das Beobachten der Tiere in
der Gruppe.
- Katzenausstellung: Nicht nur die Aussteller und Veranstalter haben sich um
Verbesserungen bemüht, auch die Vollzugskantone, allen voran der Kanton Aargau, haben in letzter
Zeit einen Schwerpunkt auf Tierausstellungen und die Ausstellung von Extremzuchtkatzen gelegt. Mit
dem positiven Ergebnis, dass Ausstellungs- und Zuchtverbote ausgesprochen wurden, und
Veranstaltungen vermehrt auf die Ausstellung von Extremzuchtrassen verzichten, wie die
Katzenausstellung in Delémont gezeigt hat.
Kritik an tierartspezifischen
Ausstellungen
- World Dog Show: Trotz einiger Verbesserungen gab
es nach wie vor belastende Situationen für die Hunde, unter anderem lange Wartezeiten in engen
Behältnissen ohne oder mit sehr eingeschränkten Rückzugs- und Ruhemöglichkeiten, teilweise sogar
ohne Wasserversorgung. Viele Hunde wiesen zudem deutliche Extremzuchtmerkmale auf, wurden
übermässig zurechtgemacht und häufig auch grob behandelt. Auch die mittlerweile verbotenen
Halsbänder und Vorführleinen ohne Stopp oder mit falsch eingestelltem Stopp waren oft präsent.
Dies spielte sich meist in unmittelbarer Nähe der Richterinnen und Richter ab, was von diesen
mehrheitlich stillschweigend hingenommen wurde und somit für Aussteller und Züchter - für den STS
unverständlich - ohne Konsequenzen blieb.
- Marché Concours: Der Ablauf und die Struktur der
Veranstaltung waren für viele Pferde, insbesondere für die ausgestellten Jungpferde, sehr belastend.
Viele Tiere wurden angebunden oder in viel zu kleinen Boxen vorgeführt. Die meisten Pferde konnten
sich weder zurückziehen noch frei bewegen oder den vielen Besuchern ausweichen.
- Reptilienbörse: Trotz Verbesserungen im Vergleich zu den letzten Börsen und mehr
fachkundigem Betreuungspersonal fehlte es vielfach an tiergerechten, der jeweiligen Tierart
angepassten Behältnissen sowie Unterbringungs- und Rückzugsmöglichkeiten.
Verbesserungsbedarf bei Tiermärkten und Streichelzoos
- Buremärit in Münsingen und Foire de Chaindon: Diese Märkte wiesen zum Teil unzureichende
Haltungsbedingungen und einen wenig tierfreundlichen Umgang mit den zum Kauf angebotenen
Tieren auf. Viele Tiere hatten weder Rückzugs- oder Sichtschutzmöglichkeiten, noch waren sie in
geeigneten Transportbehältern oder Gehegen untergebracht.
- Streichelzoos: Fehlende
Rückzugs- und Ausweichmöglichkeiten in den Streichelzoos führten zu gestressten und erschöpften
Tieren. Vor allem der Streichelzoo an der LUGA zeigte eine zu hohe Tierdichte, zu viele verschiedene
Tierarten mit unterschiedlichen Haltungsansprüchen auf zu engem Raum mit zu vielen Besuchern.
Für Rückfragen
Simon Hubacher
Schweizer Tierschutz
STS
Leiter Medienstelle
Mobile +41 76 531 52 80
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--- ENDE Pressemitteilung Tierausstellungen - für den Schweizer Tierschutz STS besteht erheblicher Verbesserungsbedarf ---
Über Schweizer Tierschutz STS:
1861 wurde der nationale Schweizer Tierschutz-Dachverband unter dem Namen «Schweizerischer Centralverein zum Schutz der Thiere» gegründet. 1980 wurde dieser veraltete Name in Schweizer Tierschutz STS geändert.
Heute umfasst der STS 71 Schweizer Tierschutzorganisationen und den Tierschutzverein Liechtenstein. Sein oberstes Organ ist die Delegiertenversammlung seiner Sektionen. Geleitet wird er von einem 13-köpfigen Zentralvorstand, der in neun Ressorts aufgeteilt ist: Fachbereich, Finanzen, Rechtsdienste, Politik, Kommunikation, Sektionen, Personal, International und Jugend.
Der STS ist national in allen Bereichen des Tierschutzes auf der fachlichen, politischen und gesetzgeberischen Ebene tätig. Die Sektionen des STS stellen mit ihren Tierheimen, Tierpflege- und Auffangstationen die Tierschutzbasisarbeit in allen Kantonen der Schweiz sicher.
Quellen:
Weitere Informationen und Links: