Die Kosten für Krebsmedikamente wachsen seit Jahren am stärksten [1]. In der Onkologie sind die Arzneimittelpreise deutlich höher als in anderen Fachgebieten [2]. Krebsmedikamente verursachen mit nur 0,7% Bezügen über 1 MiIlliarde Franken, also 12,5% der OKP-Medikamentenkosten [3]. Alle Prämienzahlenden in der Schweiz tragen diese Kosten mit.
Das Kostendämpfungspaket 2, das heute in der Gesundheitskommission des Ständerates (SGK-S) beraten wurde, soll diesen Anstieg bremsen. Mit sogenannten “Preismodellen” will der Bundesrat neue – oft hochpreisige – Arzneimittel schneller und günstiger verfügbar machen. Diese Absicht ist zwar lobenswert, doch gibt es keine wissenschaftliche Evidenz, dass vertrauliche Rabatte zur Erreichung dieses Ziels beitragen. Die Preismodelle schwächen vielmehr den Standardprozess, der die Aufnahme der wirkungsvollsten Substanzen zum besten Preis in die Spezialitätenliste ermöglicht [4]. Preismodelle hebeln damit die beiden bisherigen Preisfestsetzungsdeterminanten (den therapeutischen Quervergleich und den Auslandpreisvergleich) aus.
Therapeutischer Nutzen unzureichend berücksichtigt
Es spricht grundsätzlich nichts dagegen, teure Medikamente in die Spezialitätenliste aufzunehmen, sofern ihr hoher Preis durch einen entsprechenden theurapeutischen Nutzen gerechtfertigt ist. Eine internationale Studie der Universität Zürich kommt jedoch zum Schluss, dass es keinen Zusammenhang zwischen dem klinischen Nutzen und den Kosten eines Medikamentes gibt [5]. Die potentielle Wirksamkeit muss daher bei der Preisgestaltung besser berücksichtigt werden. Preismodelle kehren die Beweislast jedoch um, indem die Zulassungsinhaberin bei entsprechend hohem Rabatt auch Medikamente mit schlechter wissenschaftlicher Beweislage zur Aufnahme in die Spezialitätenliste beantragen kann. Ist ein Wirkstoff erst einmal in die Spezialitätenliste aufgenommen, wird er in der Regel nicht mehr zurückgezogen.
Auslandpreisvergleich wird wirkungslos
Alle Akteure sind sich einig, dass eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den Staaten für mehr Transparenz unerlässlich ist. Sie verkommt jedoch zur Alibiübung, wenn jedes Land gleichzeitig intransparente vertragliche Vereinbarungen mit den Herstellern eingeht. Wenn die Schweiz (und andere Länder) geheime Rabatte gesetzlich verankert, steigt die Intransparenz und der Auslandpreisvergleich wird wirkungslos. Eine Ausnahme der Medikamentenpreise vom Geltungsbereich des Öffentlichkeitsgesetzes (BGÖ) würde eine sachliche Evaluation der Preise langfristig verhindern.
Die Krebsliga bedauert deshalb, dass sich weder der Nationalrat noch die SGK-S zu mehr Transparenz bei der Festsetzung von hochpreisigen Arzneimitteln bekennen. Nun liegt es am Ständerat, die Vorlage in der Sommersession entsprechend zu korrigieren.
1
2 Miquel Serra-Burriel M., Perényi G., Laube Y., Mitchell A., Vokinger K.
(2023): The cancer premium – explaining differences in prices for cancer vs non-cancer drugs with efficacy and epidemiological endpoints in the US, Germany, and Switzerland: a cross sectional study. eClinical Medicine.
3 Helsana Arzneimittelreport 2023.
4 Vokinger K., Rohner N. (2024): Preismodelle für Arzneimittel im Lichte rechtsstaatlicher und krankenversicherungsrechtlicher Prinzipien. recht 1/2024.
5 Vokinger K., Hwang T., Grischott T., Reichert S., Tibau A., Rosemann T., Kesselheim A. (2020):
Prices and clinical benefit of cancer drugs in the USA and Europe: a cost–benefit analysis. The Lancet Oncology.
Kontakt
Stefanie de Borba
Leiterin Politik & Medien
Krebsliga Schweiz
T +41 31 389 93 31
Die Krebsliga ist eine nationale gemeinnützige Organisation, die gegen Krebs kämpft und Betroffene und Angehörige unterstützt. Sie ist als Verband organisiert und konfessionell und politisch neutral. Die Krebsliga besteht aus 18 kantonalen und regionalen Ligen sowie aus der Dachorganisation, der Krebsliga Schweiz.
Krebs: heute wirkt die Krankheit nicht mehr so bedrohlich wie noch vor zehn Jahren. Die Behandlungsmöglichkeiten werden laufend besser, die Hoffnung wächst. Die Betroffenen nehmen ihr Schicksal in die Hand, und die Wirksamkeit der Krebsprävention ist unbestritten.
Für eine Welt, in der weniger Leute an Krebs erkranken. Das ist möglich, wenn die Menschen einen gesunden Lebensstil mit ausgewogener Ernährung und regelmässiger Bewegung pflegen.
Für eine Welt, in der weniger Menschen an den Folgen von Krebs leiden. Auch das ist möglich: Heute lassen sich Schmerz und körperliches Leiden beeinflussen.
Für eine Welt, in der Betroffene und ihre Angehörigen in allen Phasen der Krankheit und im Sterben Zuwendung und Hilfe erfahren.
Swiss-Press.com ist ein Angebot von www.help.ch und die spezialisierte Plattform für Pressemitteilungen aus der Schweiz. HELP.ch sorgt für hohe Reichweite, professionelle Veröffentlichung und maximale Sichtbarkeit Ihrer Unternehmensnews.
Medienpräsenz mit «Aktuelle News»: Nutzen Sie das Netzwerk von «Aktuelle News», um Ihre Presse- und Medienmitteilungen, Events und Unternehmensnews gezielt zu verbreiten.
Ihre Inhalte werden über News-Sites, Google, Social Media und Online-Portale einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zum Netzwerk gehören führende Presseportale wie Aktuellenews.ch, News.help.ch, Swiss-Press.com und Tagesthemen.ch, Eventportale wie Eventkalender.ch und Swisskalender.ch sowie Online-TV-Plattformen wie Aktuellenews.tv und Handelsregister.tv. Insgesamt stehen über 30 Publikationskanäle zur Verfügung, um Ihre Mitteilungen optimal zu platzieren.