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Staatssekretariat für Wirtschaft SECO: Langsame Erholung der Wirtschaft 2016 und 2017

17.03.2016 | von Staatssekretariat für Wirtschaft SECO


Staatssekretariat für Wirtschaft SECO

17.03.2016, Konjunkturprognosen der Expertengruppe des Bundes - Frühling 2016. Über das ganze Jahr 2015 gesehen verzeichnete die Schweizer Wirtschaft ein abgeschwächtes BIP-Wachstum von 0,9%. Massgeblich gebremst wurde die Konjunktur dabei durch die Frankenstärke, welche eine heterogene Auswirkung auf die Branchen zeigte. Die konjunkturdämpfenden Wechselkurseffekte dürften im Verlauf von 2016 und 2017 sukzessive nachlassen. Demgegenüber hat die internationale Konjunktur in den letzten Quartalen an Schwung verloren, und es zeigen sich derzeit keine Anzeichen einer deutlichen Beschleunigung des weltweiten Wachstums. Vor diesem Hintergrund erwartet die Expertengruppe des Bundes für dieses und nächstes Jahr eine graduelle Konjunkturverbesserung in der Schweiz. Das BIP-Wachstum dürfte 2016 auf 1,4% (Prognose vom Dezember 2015: 1,5%) und 2017 auf 1,8% (Prognose vom Dezember 2015: 1,9%) steigen. Angesichts der nur langsam Tritt fassenden Konjunktur muss für 2016 noch mit einer weiteren Zunahme der Arbeitslosenquote auf 3,6% im Jahresdurchschnitt gerechnet werden, die erst 2017 wieder leicht zu sinken beginnen dürfte (auf 3,5% im Jahresdurchschnitt).

Internationale Konjunktur
Die weltweite Wirtschaftsentwicklung war in jüngster Zeit durch eine Verlangsamung des Handels und der Investitionen, einen Rückgang der Ölpreise und eine erhöhte Nervosität auf den Finanzmärkten geprägt. Die Industrieländer dürften ihren langsamen Aufschwung zwar fortsetzen, doch für zahlreiche Schwellenländer haben die Risiken deutlich zugenommen.

Im Euroraum setzte sich die moderate Konjunkturerholung im 4. Quartal 2015 mit einem BIP- Wachstum von 0,3% fort; dies bei anhaltend heterogener Entwicklung nach Ländern. Während Deutschland und Frankreich einen BIP-Zuwachs von 0,3% verzeichneten, lagen Italien und Österreich darunter. Spanien hingegen wuchs im Vergleich zum Euroraum nach wie vor überdurchschnittlich (0,8% im 4. Quartal 2015). Die (saisonbereinigte) Arbeitslosenquote des Euroraums lag im Januar 2016 bei 10,3% (ggü. 11,3% im Januar 2015), worin sich die allmähliche Verbesserung der gleichwohl immer noch schwierigen Arbeitsmarktlage widerspiegelt. Die Arbeitslosigkeit in Spanien, Portugal und Irland ist im Jahresvergleich zwar stark zurückgegangen, hat aber in Österreich und Finnland spürbar zugenommen. Die Stimmungsindikatoren im Industrie- und im Dienstleistungssektor für den Euroraum haben sich seit Anfang 2016 leicht verschlechtert, liegen mehrheitlich aber nach wie vor über dem historischen Durchschnitt. Insgesamt dürfte sich die Wirtschaftserholung im Euroraum 2016 und 2017 fortsetzen, wenn auch in gemässigtem Tempo.

Gegenüber ihren Prognosen vom Dezember 2015 hat die Expertengruppe ihre Wachstumserwartungen für Japan und die USA nach unten korrigiert. In Japan dürfte das Wachstum sowohl 2016 als auch 2017 weiterhin verhalten bleiben (unter 1%). Aber auch der Aufschwung in den USA, der eine wichtige Stütze der Weltkonjunktur bildet, hat seit dem 4. Quartal 2015 an Schwung verloren, was insbesondere auf den bescheidenen Beitrag des Privatkonsums zum BIP und den Exportrückgang zurückzuführen war. Die Aufwertung des US-Dollar und die tieferen Ölpreise dürften die Exporte und die Investitionen auch künftig belasten. Zudem verschlechterten sich die Umfragewerte bei den Unternehmen im Februar leicht, darunter auch der Einkaufsmanagerindex für das Dienstleistungsgewerbe. Die Expertengruppe rechnet inzwischen mit einem zwar schwächeren, aber nach wie vor robusten Wirtschaftswachstum von 2,3% für 2016 und 2,6% für 2017. Die Lage auf dem US-Arbeitsmarkt präsentiert sich mit einer Arbeitslosenquote von 4,9% im Februar 2016 (ggü. 5,5% im Februar 2015) relativ günstig.

Zahlreiche Schwellenländer, wie Russland und Brasilien, dürften auch weiterhin unter dem Rückgang der Rohstoffpreise leiden. Besonders stark von dieser Entwicklung betroffen sind die Ölpreise, die Anfang 2016 aufgrund des Überangebots und der Dollaraufwertung erneut gefallen sind. China wiederum setzt seinen allmählichen Übergang hin zu einer immer stärker auf die Binnennachfrage und die Dienstleistungen ausgerichteten Wirtschaft fort. Nach wie vor besteht hinsichtlich der Finanzstabilität in vielen Schwellenländern ein erhebliches Risiko, da diese von der Dollaraufwertung, der langsamen Normalisierung der US-Zinssätze und der Volatilität an den Finanzmärkten besonders stark betroffen sind.

Konjunkturlage und -prognosen für die Schweiz
Die starke Aufwertung des Frankens gegenüber dem Euro hat die Schweizer Wirtschaft 2015 hart getroffen. Der Schock belastete die verschiedenen Branchen allerdings sehr unterschiedlich, sowohl was die volumenmässige Entwicklung der Wertschöpfung als auch was die Preis- und Beschäftigungsentwicklung anbelangt.

Das reale BIP der Schweiz legte im 4. Quartal 2015 um 0,4% zu und verzeichnete über das gesamte Jahr betrachtet eine moderate Zunahme von 0,9% (provisorisches Jahresergebnis). Die konjunkturdämpfenden Wechselkurseffekte dürften im Verlauf von 2016 und 2017 sukzessive nachlassen, womit sich die wechselkurskurssensiblen Bereiche (Industrie, Handel, Tourismus) allmählich erholen können. Angesichts der nur mässigen weltwirtschaftlichen Dynamik ist gleichwohl nicht mit einer schnellen und kräftigen Wachstumsbelebung der Schweizer Wirtschaft in den kommenden Quartalen zu rechnen. Die Expertengruppe prognostiziert einen graduellen Anstieg des Schweizer BIP um 1,4% für 2016 (Prognose vom Dezember 2015: 1,5%) und um 1,8% für 2017 (Prognose vom Dezember 2015: 1,9%).

Der Einkaufsmanagerindex (PMI) und das KOF-Konjunkturbarometer, die sich im Februar 2016 verbessert haben, sind positive Signale für die Schweizer Konjunktur. Die anderen kurzfristigen Stimmungsindikatoren (namentlich die Ergebnisse der Konjunkturumfrage der KOF in der Industrie und die Konsumentenstimmung), die monatlich oder vierteljährlich zur Verfügung stehen, verharrten bis Anfang 2016 insgesamt auf tiefem Niveau und zeigten noch keine Anzeichen einer Erholung.

Der private Konsum und der Staatskonsum dürften das Wachstum in der Schweiz auch in den kommenden Quartalen stützen, was insbesondere dem Kaufkraftgewinn aufgrund der Preissenkungen und dem Bevölkerungswachstum zu verdanken ist. Der Bausektor und der Warenhandel dürften dagegen nicht wesentlich zum Wachstum beitragen. Der Bausektor dürfte sich im Laufe des Jahres 2016 auf hohem Niveau stabilisieren, nachdem er mehrere Jahre stark gewachsen war und 2015 eine Abkühlung verzeichnete. Was den Warenhandel anbelangt, wird sowohl bei den Exporten als auch bei den Importen nach einem schwierigen Jahr 2015 eine sukzessive Zunahme erwartet, so dass sich die Wachstumsraten bis zum Ende des Prognosehorizonts wieder im Bereich ihres historischen Durchschnitts bewegen dürften.

Auf dem Arbeitsmarkt ist die Zahl der Arbeitslosen seit Anfang 2015 (saisonbereinigt) monatlich um rund 1000 Personen gestiegen. Im Februar 2016 waren in der Schweiz (saisonbereinigt) etwa 150 000 Personen bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren registriert, was einer Arbeitslosenquote von 3,4% entspricht. Die Expertengruppe rechnet für die kommenden Monate mit einer weiteren Zunahme der saisonbereinigten Arbeitslosenzahl und erst für 2017 mit einem leichten Rückgang. Im Jahresdurchschnitt dürfte die Arbeitslosenquote 2016 bei 3,6% und 2017 bei 3,5% liegen.

Seit mehreren Quartalen sinken in der Schweiz die Konsumentenpreise, was allerdings nicht nur auf den Rückgang der Ölpreise zurückzuführen ist. Denn auch der Landesindex der Konsumentenpreise ohne Energie und Saisonprodukte entwickelte sich 2015 stark rückläufig. Im Februar 2016 lag dieser Indikator für die Kerninflation im Vorjahresvergleich bei -0,5%. Diese Entwicklung widerspiegelt in erster Linie die Auswirkungen der Frankenaufwertung, die dazu geführt hat, dass importierte Produkte billiger wurden. Zum Vergleich: Im Februar 2016 lag die Kerninflation im Euroraum bei 0,8% und in den USA (im Januar 2016) bei 2,2%. Diese grosse Differenz verdeutlicht, dass die Preissenkungen in der Schweiz wirklich aussergewöhnlich waren. Gemäss der Expertengruppe dürfte die negative Entwicklung der Konsumentenpreise 2016 weitergehen, mit einer Jahresinflation von durchschnittlich -0,6%. Für 2017 wird wieder ein leichtes Plus von 0,2% erwartet.

Konjunkturrisiken
Bislang hat sich die Konjunkturentwicklung in den USA und Europa, insbesondere in Deutschland und der Schweiz, gegenüber dem nachlassenden Momentum des Welthandels und der angespannten Lage in mehreren Schwellenländern als resistent erwiesen. Ein Überschwappen der Probleme – sei dies über den Aussenhandel oder über die Finanzkanäle – ist jedoch nicht auszuschliessen und stellt derzeit ein Konjunkturrisiko dar. Zudem ist die künftige Entwicklung an den Rohstoffmärkten, namentlich beim Erdöl, nach wie vor sehr ungewiss. Eine weitere Korrektur der Erdöl- oder anderer Rohstoffpreise könnte schwerwiegende Folgen für gewisse Schwellenländer haben, die Rohstoffe produzieren und exportieren und bereits stark unter Druck sind.

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist die Flüchtlingskrise, mit der Kontinentaleuropa zurzeit konfrontiert ist. Selbst wenn sich diese Krise auf kurze Sicht, aufgrund höherer öffentlicher Ausgaben, sogar positiv auf die Konjunktur auswirken kann, besteht doch das Risiko, dass die politischen Schwierigkeiten, in der EU eine gemeinsame und dauerhafte Lösung zu finden, zu einer erhöhten wirtschaftlichen Verunsicherung beitragen und etwa das Investitionsklima in Europa belasten. Des Weiteren erhöht der mögliche Austritt von Grossbritannien aus der Union („Brexit“) die Unsicherheit über die politische und wirtschaftliche Stabilität der Europäischen Union. Sowohl die Flüchtlingskrise als auch der «Brexit» könnten den Euro schwächen und den Aufwertungsdruck auf den Franken verstärken. Ausserdem erschwert die Ungewissheit im Zusammenhang mit dem «Brexit» eine rasche Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative, was zusätzlich zur Unsicherheit beiträgt und Investitionsentscheide in der Schweiz negativ beeinflussen könnte.


Medienkontakt:
Eric Scheidegger SECO
Leiter der Direktion für Wirtschaftspolitik
Tel. +41 58 462 29 59

--- ENDE Pressemitteilung Staatssekretariat für Wirtschaft SECO: Langsame Erholung der Wirtschaft 2016 und 2017 ---

Über Staatssekretariat für Wirtschaft SECO:
Das SECO ist das Kompetenzzentrum des Bundes für alle Kernfragen der Wirtschaftspolitik. Sein Ziel ist es, für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu sorgen. Dafür schafft es die nötigen ordnungs- und wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen.

Arbeitgebende und Arbeitnehmende sollen von einer wachstumsorientierten Politik, vom Abbau von Handelshemmnissen und von der Senkung der hohen Preise in der Schweiz profitieren.


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