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Prämien steigen bis zu 55 Prozent, 375 Mio. Reserven fehlen

03.08.2003


03.08.2003, Kranke Kassen Unsere kranken Kassen schleppen seit Ende 2002 ein Loch von 375 Millionen Franken mit sich bei den Reserven. Und dies, obwohl die Versicherten zehn Prozent mehr Prämien zahlten. Die nächste happige Prämienerhöhung steht vor der Tür: Bis zu 55 Prozent gehts nächstes Jahr rauf. Nur soll es diesmal keiner merken.

Am Donnerstag haben die Krankenversicherer beim Bundesamt für Sozialversicherung (BSV) ihre Prämienforderungen für 2004 abgegeben. Sie brauchen auch im nächsten Jahr dringend mehr Geld. Vor allem das massive Reserveloch bereitet den Kassen Helsana (196 Millionen), Intras (126 Millionen), Sanitas (28,6 Millionen), ÖKK (13,3 Millionen) und CSS (9,5 Millionen) Kopfschmerzen. Zusätzlich stiegen die laufenden Kosten weiter an. Allein 3,6 Prozent im letzten Jahr. Tendenz wieder steigend.

Was heisst das für die Prämien. Beim BSV gibt man sich gewohnt zugeknöpft: «Keine Veröffentlichung von Trendaussagen vor dem offiziellen Termin im Oktober», mauert BSV-Sprecher Harald Sohns.

Gemäss SonntagsBlick-Umfrage bei den grössten Kassen scheinen die Erhöhungen mit fünf Prozent moderat auszufallen (siehe Grafik). Doch der Schein trügt. Denn dieser Fünfer-Schnitt wird im nächsten Jahr nur mit erheblichen Schwankungen erreicht. So dürfen sich beispielsweise bei der Wincare Einzelne über eine Prämienentlastung von rund 17 Prozent freuen. Gleichzeitig müssen andere bei der gleichen Versicherung einen Aufschlag von etwa 25 Prozent hinnehmen. Ähnliche Schwankungen gibt es bei allen Kassen. «Hunderttausende Versicherte werden mindestens 20 Prozent Prämienaufschlag verschrieben bekommen», so ein Brancheninsider.

Das sind die Gründe:

- Die ab 2004 für alle Krankenversicherungen verbindliche Aufteilung der Regionen sorgt für schwer wiegende Umverteilungen. Bisher konnten die Kassen ihre Prämienregionen selbst festlegen. Neu werden diese vom BSV geregelt. Ländliche Gebiete, die von einzelnen Kassen mit geringen Prämien bedacht wurden, werden teilweise zu Hochpreisregionen. So fällt die bisher günstige Region Biel zukünftig in die teure Tarifregion Bern.

- Knapp jeder zweite Versicherte hat einen erhöhten Wahlfranchisen-Vertrag abgeschlossen. Allein 800 000 Schweizerinnen und Schweizer zahlen 1500 Franken selbst. Erst dann zahlt die Kasse. Dafür werden sie mit einem Rabatt von 40 Prozent auf die Monatsprämie belohnt. Nun wird dieser Rabatt auf maximal 30 Prozent gesenkt. Dies bedeutet eine verdeckte Prämienerhöhung von fast 17 Prozent - und zwar unabhängig von der Krankenkasse. Selbst Versicherte der Discountkasse Assura sind davon betroffen.

- Schliesslich dürfen die Kassen nicht mehr die volle, durch die erhöhte Franchise entstandene Ersparnis an die Versicherten weitergeben. Der Anteil ist auf 80 Prozent begrenzt worden. Ein zusätzlicher verdeckter Aufschlag. Was dies unter dem Strich bedeuten kann, zeigt das Beispiel der Familie Bär* aus Zollikofen BE. Vroni und Urs Bär zahlen jetzt für sich und die zwei Kinder zusammen 420 Franken. Die Eltern haben die maximale Franchise von 1500 Franken gewählt. Ab nächstem Jahr gehört Zollikofen zur teuren Prämienregion Bern. Rund 20 Prozent Aufschlag sind bei ihrer Kasse die Folge. Hinzu kommen die gekürzten Franchisenrabatte und die allgemeine Prämienerhöhung. Für die Familie Bär bedeutet dies, dass sie zukünftig 650 Franken pro Monat zahlen muss - eine Erhöhung von 55 Prozent.

Die Augenwischerei ist politisch gewollt. Bundespräsident Pascal Couchepin hat den Kassen im Wahljahr die Prämiendiät verordnet. Und: Diese müssen ihre neuen Zahlen erst Ende Oktober veröffentlichen - zwei Wochen nach den Wahlen.

Dass Couchepins Taschenspielertricks zum Bumerang werden können, weiss Peter Marbet vom Krankenkassenverband Santésuisse: «Mit der Kürzung des Franchisenrabatts werden die Versicherten motiviert, wieder auf die Minimalfranchise zu wechseln.» Obwohl diese ab 2004 nun 300 Franken betragen wird, steigt damit der Anreiz, noch mehr Leistungen von Ärzten und Spitälern in Anspruch zu nehmen. Somit wird man sich ab 2005 wieder auf eine Zehn-Prozent-Steigerung einstellen müssen.

*Namen von der Redaktion geändert

--- ENDE Pressemitteilung Prämien steigen bis zu 55 Prozent, 375 Mio. Reserven fehlen ---


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