VIER PFOTEN unterstützt politischen Vorstoss für ein Importverbot von tierquälerisch erzeugter Merinowolle

10.12.2021 | von VIER PFOTEN - Stiftung für Tierschutz


VIER PFOTEN - Stiftung für Tierschutz

10.12.2021, Ein starkes Zeichen gegen Tierquälerei in der Modeindustrie kommt in der laufenden Wintersession von Grünen-Nationalrätin Meret Schneider: In ihrer Motion fordert sie den Bundesrat auf, ein Importverbot für Merinowolle zu erlassen, welche mit dem tierquälerischen Mulesing-Verfahren gewonnen wurde. Bei dieser schmerzvollen Praxis werden Lämmern in Australien grosse Hautfalten am Hinterteil ohne Betäubung abgeschnitten – eine Praxis, die gegen das Schweizer Tierschutzgesetz verstösst. VIER PFOTEN begrüsst, dass die Politik den Handlungsbedarf im Bereich Mulesing erkannt hat und unterstützt die Motion.

Die Schweiz benötigt ein Importverbot gegen Merinowolle, welche von Schafen stammt, die unter dem tierquälerischen Mulesing-Verfahren leiden mussten: Davon ist nicht nur die Tierschutzorganisation VIER PFOTEN überzeugt, sondern auch die Grünen-Nationalrätin Meret Schneider. Gemäss ihrer Motion, die sie in der letzten Woche der Wintersession einreichen wird, soll die Schweiz nur noch mulesingfrei-zertifizierte Wolle einführen. Dieses Anliegen unterstützt die Tierschutzorganisation VIER PFOTEN.

Mulesing – eine tierquälerische Prozedur, die gegen das Schweizer Tierschutzgesetz verstösst

Merino-Wolle wird für verschiedenste Kleidungsstücke verwendet, ist saisonunabhängig und sehr beliebt. Über 75 Prozent der Wollexporte und sogar 90 Prozent der feinen Merino-Wolle, die für die globale Mode-Industrie verwendet werden, stammen aus Australien. Mulesing ist dort eine grausame Praxis, bei der Lämmern ohne Betäubung grosse Hautfalten am Hinterteil abgeschnitten werden, um sie vor einem möglichen Fliegenmadenbefall zu schützen. Das Mulesing wäre nach der Schweizer Tierschutzgesetzgebung ein schmerzverursachender Eingriff, der nur unter Schmerzausschaltung durchgeführt werden dürfte. Eingeführt wird Wolle aus Mulesing-Prozedur jedoch nach wie vor, und zwar ohne dass diese deklariert werden muss. Das Schweizer Volk wünscht keine tierquälerisch erzeugte Wolle Aus einer repräsentativen Umfrage von VIER PFOTEN in der Schweiz (Quelle: Integral, 2021) geht hervor, dass erst 17% der Befragten von der grausamen Mulesing-Methode Kenntnis haben. Nach der Konfrontation mit dieser Praxis wäre jedoch die überwiegende Mehrheit (87%) bereit, auf Kleidung der Lieblingsmarke zu verzichten, falls diese die Wolle von verstümmelten Lämmern verarbeitet.

Marken reagieren

In den vergangenen Jahren haben sich immer mehr grosse Marken gegen Mulesing positioniert, Mulesing-Wolle boykottiert oder sind auf 100% zertifizierte Wolle umgestiegen (oder haben sich verpflichtet, dies in den nächsten Jahren zu tun). Outdoor-Marken wie Patagonia, Ortovox und Kathmandu als Vorreiter sind bereits gänzlich frei von Mulesing-Wolle. Mammut, H&M sowie C&A wollen innerhalb der nächsten Jahre schrittweise Mulesing-frei werden. VIER PFOTEN hat unter anderem durch die Veröffentlichung von «Marken gegen Mulesing» und vom Strickwolle-Ranking diverse Marken von einem Mulesing-Ausstieg überzeugen können. «Die Motion ist ein starkes Signal in Richtung der Regierung, dass Mulesing-Wolle in der Schweiz nicht toleriert werden darf. Immer mehr Modemarken sowie Konsumentinnen und Konsumenten fordern das – es ist an der Zeit, dass die Politik handelt» so Yasmine Wenk, Campaignerin bei VIER PFOTEN Schweiz.

Die Politik ist gefragt

Trotz des starken Signals von der Schweizer Bevölkerung und der Industrie hat sich die Politik bisher geweigert, Massnahmen gegen Mulesing zu ergreifen. Als Argumente führt der Bundesrat in früheren Vorstössen die komplexen Lieferketten und der mit verbesserten Kontrollen verbundene Aufwand an. Dabei gibt es bereits Lösungen: Es existieren verschiedene Zertifizierungssysteme für mulesing-freie Wolle, wie der Responsible Wool Standard (RWS), NATIVA, ZQ oder NewMerino. Mit Standards kann man die Wolle bis zu den tierhaltenden Betrieben zurückverfolgen und garantieren, dass Tierwohlkontrollen passieren. Um also tierquälerisch erzeugte Merinowolle konsequent ausschliessen zu können, muss die Schweiz ein Importverbot für nicht-zertifizierte Merinowolle erlassen. VIER PFOTEN hat in der Vergangenheit bereits mehrfach erfolgreich für Verbesserungen in der Textilbranche gekämpft. Mit ihrem «Wear it Kind» Programm treiben die Tierschützer eine tierfreundlichere Modebewegung voran, denn eine ethische und nachhaltige Mode berücksichtigt nebst Menschenrechten und Umweltschutz auch das Wohl der Millionen von Tieren, welche für die Modeindustrie leiden.


Medienkontakt:
VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Chantal Häberling
chantal.haeberling@vier-pfoten.org
Tel. 043 311 80 90

--- ENDE Pressemitteilung VIER PFOTEN unterstützt politischen Vorstoss für ein Importverbot von tierquälerisch erzeugter Merinowolle ---
wollemitpo.vier-pfoten.ch/marken-gegen-mulesing

Über VIER PFOTEN - Stiftung für Tierschutz:
VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freunden in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Grosskatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemässer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen.

Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Grossbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen. In der Schweiz ist die Tierschutzstiftung ein Kooperationspartner vom Arosa Bärenland, dem ersten Bärenschutzzentrum, welches geretteten Bären aus schlechten Haltungsbedingungen ein artgemässes Zuhause gibt.

Quellen:
Aktuellenews    HELP.ch


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