News Abo

Universität Bern: Ist die Schweiz bereit für den Wandel?

16.06.2020 | von Universität Bern


Universität Bern

16.06.2020, Bern - Klimawandel, Biodiversitätsverlust, Entwaldung und Corona-Pandemie: Noch nie war eine nachhaltigere Welt dringlicher als heute. Doch wie führen wir diese wirtschaftliche Neuausrichtung herbei? Mit dem Nationalen Forschungsprogramm "Nachhaltige Wirtschaft: ressourcenschonend, zukunftsfähig, innovativ" (NFP 73) wird Wissen erarbeitet, das zur Beantwortung dieser Frage beiträgt. Ein erster Bericht präsentiert nun den Forschungsstand zur Halbzeit des Programms.

Der Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft betrifft sowohl die heutigen als auch künftige Generationen. Damit er gelingt, braucht es die richtigen politischen Rahmenbedingungen. Dazu gehören wirtschaftliche Anreize, neue Geschäftsmodelle, ein nachhaltiges Finanzierungswesen und Änderungen im Lebensstil.

Damit ein fairer und nachhaltiger Wandel möglich ist, müssen Wissenslücken geschlossen werden. Solche Lücken bestehen bei der Beurteilung von Kosten und Nutzen sowie von Rebound-Effekten. Das NFP 73 will deshalb Instrumente und Empfehlungen bereitstellen, die der Politik, der Wirtschaft und der Bevölkerung als Orientierungshilfe dienen.

Die wichtigsten Forschungsergebnisse

Aufgrund ihres starken Finanzsektors kann die Schweiz Impulse geben, die dazu beitragen, dass bestehende Produktionssysteme durch saubere ersetzt werden. Der Staat kann das Vertrauen in ein nachhaltiges Finanzierungswesen stärken, indem er Signale aussendet, die nachhaltige Investitionen anziehen. Eine weitere Innovation, die vom NFP 73 vorgeschlagen wird, ist eine Schweizer Nachhaltigkeitsbörse (Swiss Social Stock Exchange SwiSOX), an der Finanzinstrumente für eine nachhaltige Wirtschaft gehandelt würden.

Zum Erreichen der CO2-Neutralität bis 2050 müssen mehr Ressourcen im Kreislauf gehalten werden und es braucht Materialeffizienz. Zum Beispiel könnte die Recyclingquote für Isolationsmaterial durch bessere Abbruchmethoden und Schadstoffbeseitigung von 10 % auf über 60 % gesteigert werden. Eine andere Option ist die Verwendung von Bau- und Abbruchabfällen anstelle von Rohstoffen in der Zementproduktion.

Doch nur wenn wir alle auch unser Verhalten ändern, können wir den Fussabdruck der Schweiz verkleinern. Das Konsumverhalten ist somit ein Schlüsselelement für eine nachhaltigere Wirtschaft. Gelegentlich sind umweltpolitische Massnahmen nicht wirksam, oder sie haben unbeabsichtigte Wirkungen. Erfreulicherweise zeigen die ersten Forschungsergebnisse jedoch keine negativen Spillover-Effekte bei umweltfreundlichen Verhaltensänderungen. Zum Beispiel erwiesen sich Massnahmen zur Reduktion des Strom- oder Warmwasserverbrauchs in Haushalten als wirksam, ohne dass dies durch einen höheren Verbrauch von anderen Ressourcen kompensiert wurde.

Die Schweiz gehört zu den Volkswirtschaften, die gemessen am BIP am meisten importieren. Staatliche Akteure auf Bundes- Kantons- und Gemeindeebene sowie private Akteure versuchen mit vielfältigen Ansätzen, die Lieferketten nachhaltiger auszurichten. Eine Voraussetzung dazu sind zuverlässige Daten und neue Standards, das Austesten innovativer Ansätzen sowie die Überwindung rechtlicher Hürden. Bei Schokoladeherstellern zum Beispiel ist Transparenz bei allen Akteuren entlang der Wertschöpfungskette ein Schlüssel für mehr Nachhaltigkeit.

Doch eine Optimierung der Geschäftsabläufe und marginale Effizienzgewinne in Produktionssystemen reichen nicht, wenn wir unsere Nachhaltigkeitsziele erreichen wollen. Vielmehr müssen Unternehmen ihre Geschäftsmodelle nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft gestalten. Die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen ermöglicht dabei Lösungen, die weit über das hinausgehen, was ein einzelner Akteur verwirklichen kann. Allerdings sind Kreislaufsysteme nicht zwingend nachhaltig, weshalb die ökologischen und sozioökonomischen Auswirkungen sorgfältig zu prüfen sind. Hinderlich bei der Umsetzung einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft sind insbesondere regulatorische Hürden und mögliche Rebound-Effekte. Wenn die Unternehmen Anreize für mehr Nachhaltigkeit erhalten und das Potenzial der Kreislaufwirtschaft ausschöpfen sollen, müssen staatliche Interventionen sorgfältig konzipiert und intelligent umgesetzt werden.

Zusammenarbeit mit Stakeholdern zur Umsetzung der Forschungsergebnisse

Im Vorfeld der Programmsynthese werden weitere Erkenntnisse erwartet. Spezifische Co-creation Labs werden Gelegenheit bieten, Forschung und Praxis zusammenzubringen und mit neuem, gemeinsam erarbeitetem Wissen den Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft voranzutreiben.

Nationales Forschungsprogramm "Nachhaltige Wirtschaft: ressourcenschonend, zukunftsfähig, innovativ" (NFP 73)

Das vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) finanzierte NFP 73 zielt darauf ab, wissenschaftliche Erkenntnisse für eine nachhaltige Wirtschaft bereitzustellen - für eine Wirtschaft, die natürliche Ressourcen schonend nutzt, Wohlfahrt schafft und die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft stärkt.Das NFP 73 berücksichtigt die Umwelt, die Wirtschaft und die Gesellschaft sowie die natürlichen Ressourcen und alle Etappen der Wertschöpfungskette. Das Programm besteht aus 29 Forschungsprojekten und dauert von 2017 bis 2023, das Gesamtbudget beträgt 20 Millionen Schweizer Franken.

Pressekontakt:

Gunter Stephan

Co-Präsident Leitungsgruppe NFP 73

Universität Bern

Tel.: +41 79 639 54 12

E-Mail: gunter.stephan@vwi.unibe.ch



--- ENDE Pressemitteilung Universität Bern: Ist die Schweiz bereit für den Wandel? ---

Über Universität Bern:
Die Vision verdeutlicht, an welchen übergeordneten gesellschaftlichen Entwicklungen sich die Universität Bern orientiert und welchen Auftrag sie zu erfüllen hat.

Wissen ist eine der wichtigsten Ressourcen unserer Gesellschaft und wird in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen. Wissen ist der Schlüssel zur Lösung gesellschaftlicher Probleme und zur Bewältigung globaler Herausforderungen. Die Universitäten leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Entwicklung und Weitergabe von Wissen; die Wichtigkeit dieser Aufgabe wird weiter zunehmen.

Quellen:
news aktuell   HELP.ch


Weitere Informationen und Links:



Newsletter abonnieren
Auf  diesem Link abonnieren Sie unseren Newsletter und sind stets aktuell informiert.


Eigene News publizieren
Haben Sie eine aktuelle Firmen­infor­mation oder ein Angebot, dass Sie hier publizieren möchten?
Auf  diesem Link erfassen Sie die entsprechenden Informationen.

Swiss-press.com

Der Onlineverlag HELP Media AG publiziert seit 1996 Konsumenten­in­for­mationen für Schwei­zerinnen und Schweizer.

offene Jobs
Referenzen
  Online-Shop

HELP Media AG in Social Networks
Facebook X (früher Twitter) Instagram LinkedIn YouTube

Abo kaufen

Publizieren Sie Ihre Medienmitteilungen im Abonnement und profitieren von zwei geschenkten Mitteilungen.

ABO 10 Medienmitteilungen (+2 geschenkt)
Jetzt Abo kaufen »

Mitteilung publizieren

Um Ihre eigene Mitteilung auf Swiss-Press.com zu publizieren, klicken Sie auf folgenden Link:

Jetzt eigene Mitteilung erfassen »

Zertifikat:
Sadp.ch

Kontakt

Email:
info@help.ch

Adresse:
HELP Media AG
Geschäftshaus Airgate
Thurgauerstrasse 40
8050 Zürich


Copyright © 1996-2024 HELP Media AG, Geschäftshaus Airgate, Thurgauer­strasse 40, CH-8050 Zürich. Alle Angaben ohne Gewähr. Im­pres­sum / AGB, Nut­zungs­bedin­gungen, Daten­schutz­er­klärung